.Beschränkung Vorrangig mit den Elementen gemalte Hexagramme aus dem Buch der Wandlungen (iGing). Das gesamte Buch der Wandlungen ist eine Beschränkung auf prinzipielle Ereignisse in Bildern, die sich ständig wiederholen. Das I Ging gilt als das älteste Buch Chinas. Es wurde - mit anderen Klassikern - im Jahre 175 n. Ch. auf Befehl des Kaisers auf 64 riesigen Platten buchstäblich in Stein geschlagen. Das Wesen des Buches der Wandlungen besteht nicht in unumstößlichen Zukunftsprognosen, sondern vielmehr in Beschreibungen von Zuständen und Tendenzen grundlegender, existentieller menschlicher Erfahrungen und Lebenssituationen verbunden mit Ratschlägen, wie dieser Situation oder geahnter Zukunft sinnvoll begegnet werden kann.
Zum Symbol der Beschränkung entwickelte ich ein
intensive Beziehung, denn waren es nicht jeweils Beschränkungen, welche mir neue
Perspektiven zur spirituelle Dimension öffneten und so habe ich dieses
Symbol immer wieder als Gemälde empfunden und gemalt.
Das I-Ging war einer mein spirituellen Wegbegleiter in meinen
In dieser Gemäldeserie sind eine reihe von Projekten nicht mit Photographie sondern mittels Malerei dokumentiert, so wie das einst in der Kriegsberichterstattung üblich war, wodurch das Projekt realitätsnäher wird. Durch Darstellungen beseelter Wesen - die primitivste Kunst - wird im Betrachter eine emotionale Wirkung erzielt wird weil er sich grundsätzlich selbst (als Mensch) im Bild erkennt. Er braucht dafür nicht zu wissen ob die Darstellung Kunst ist oder nicht. Ob Höhlenmalerei, Kinderzeichnung oder Leonardo, das sich selbst Erkennen bleibt immer gleich. Um den Betrachter nicht durch dieses unbewusst stattfindende sich Selbst erkennen von der Kunst nicht abzulenken, habe ich die gemalten Gesichter herausschnitten und auf die Ebene der Botschaft gehoben. Die Gemälde der Serie Malerei.Normal habe ich zusätzlich in den Kontext des I-Ging gesetzt indem ich jeweils eins der 64 Hexagrammen darauf malte. Dieser Kontext, welcher kausal nichts mit dem durch das Gemälde angedeutete Ereignis zu tun zu haben scheint, dient einem tieferen verstehen der Zusammenhänge auf mehreren Ebenen. Dem Betrachter öffnet sich damit ein zusätzlicher Blickwinkel zum angedeuteten Ereignis und er kann sich im Buch der Wandlungen (I-Ging) genauer über die Zusammenhänge informieren Die Zuordnung der Malerei Normal zu den einzelnen Zeichen des I-Ging erfolgte im Sinne des Orakels, also nach dem jeweils Zufallenden, wobei ich auf einem Teil der 64 Gemälde auch die chinesischen Symbole des I-Ging gemalt habe, auf einem anderen bin ich bis heute nicht dazugekommen oder wollte das aus optischen Gründen nicht. Die 64 Gemälde sind Dokumentationen von Projekten (Aktionen-, Performances usf.) die aber nicht stattfanden um das I.Ging zu illustrieren, sondern habe ich die jeweiligen Hexagramme als Projektunabhängige Deutung den Gemälden übergestülpt. Bevor ich Muslim wurde war mir das I.Ging eine Hilfe im Erekennen meiner künstlerischen Tätigkeit, welche im europäischen Kontext irrtümlich als "Schaffen" bezeichnet wird, obwohl der Künstler - so wie alle anderen menschlichen Aktivitäten - nur im Geschaffenen herumräumt ohne Schöpfungskraft zu besitzen. Das I-Ging ist keine Offenbarung, verweist aber auf Prinzipien der Schöpfung mittels Gleichnissen, die als Hexagramme abgerufen werden können; das I-Ging dient als Instrument zum besseren Erkennen aktueller Ereignisse im ständigen Wandel, gedacht um sich weiser verhalten zu können und nicht gegen die Wand zu laufen.
In nachstehender Tabelle sind die Hexagramme (quergelegt) mit den Titeln der Serie: "Malerei Normal" verlinkt.
Erklärungen zum I-Ging http://de.wikipedia.org/wiki/Vierundsechzig_Hexagramme
Der Text des I.Ging beschreibt jedes der vierundsechzig Hexagramme (64 Guà). Später wurden Kommentare und Interpretationen angefügt. All diese zusammengenommen bilden das I.Ging. Die Hexagramme stellen Merkregeln der in ihnen enthaltenen Konzepte dar, die auf einer Philosophie der Ausgewogenheit der Gegenteile und Akzeptieren der Veränderung basieren.
Die einzelnen HexagrammeDas I.Ging (Chinesisch: 易經 (Traditionell) , 易经 (Vereinfacht) ; Romanisierung: yì jīng (Pinyin) , I Ching (W.-G.), auch: I Jing, Yi Ching, Yi King), das „Buch der Wandlungen“ oder „Klassiker der Wandlungen“ ist der älteste der klassischen chinesischen Texte. Das Buch ist auch als Zhou Yi (周易 zhōu yí) oder Chou I bekannt, was soviel wie „Wandlungen von Zhou“ bedeutet. Hieraus kann man schliessen, dass die Tradition einen Ursprung in der Zhou-Dynastie sah. Das I.Ging enthält die Kosmologie und Philosophie des alten China. Grundideen sind eine Ausgewogenheit der Gegenteile und ein Akzeptieren der Veränderung. Das Buch beschreibt die Welt in 64 Bildern, die aus durchgehenden oder unterbrochenen Linien bestehen (Hexagramme). In den westlichen Kulturen wird es vor allem als Weisheits- und Weissagungsbuch verstanden.
Inhaltsverzeichnis
Zitate über das I Ging„Das I-Ging ist das älteste philosophische Buch der Menschheit, Es entstand dadurch, dass ein uraltes Orakelbuch ethisch erläutert wurde, Aus primitiven Strichzeichen machte man seelische Bewegungen: es galt, die Keime des Geschehens zu erfassen, Kennt man die Keime, ist alles Weitere beeinflussbar. Man baute eine ganze Psychologie hinein in diese Zeilen mit dem ursprünglich einfachen Gegensatze von fest und weich.“ (Rudolf von Delius: Das ewige China) „Es gibt Bücher, die man nicht lesen kann, Bücher des Heiligen und der Weisheit, in deren Begleitung und Atmosphäre man jahrelang leben kann, ohne sie je so zu lesen wie man andere Bücher liest. Teile der Bibel gehören zu diesen Büchern, und das Tao-te-king. Aus diesen Büchern genügt ein Satz, um sich für lange zu füllen, für lange zu beschäftigen, für lange zu durchdringen. Diese Bücher hat man leicht erreichbar liegen, oder trägt sie in der Tasche mit, wenn man in den Wald geht, und liest niemals halbe oder ganze Stunden darin, sondern nimmt nur jedesmal einen Spruch, eine Zeile heraus, um darüber zu meditieren, um neben all dem Kram des Tages, auch dem der übrigen Lektüre, immer wieder den Massstab des Grossen und Heiligen aufzurichten.“ (Hermann Hesse: Mein Umgang mit dem I Ging)
Philosphischer HintergrundDie Veränderung der WeltIm Verständnis der Schöpfer des I Ging ist die Welt ein nach bestimmten Gesetzen ablaufendes Ganzes, dessen Formen aus der permanenten Wandlung der beiden polaren Urkräfte entstehen. Die Grundprinzipien sind das Schöpferische (Bild Nr. 1, = Himmel, Licht, Festes, yang ,...) und das Empfangende (Bild Nr. 2, = Erde, Dunkel, Weiches, yin ,...). Alle Weltsituationen bestehen aus einer je spezifischen Yin-Yang-Mischung. Das Schöpferische ist immer stark, ohne Mühe, und zeigt daher das Leichte, das Empfangende ist immer nachgiebig und zeigt daher das Einfache. Ihr Zusammenwirken ist das eigentliche Geheimnis der Wandlungen und ihre Ursache, ihr Zusammenspiel erzeugt das Tao, den Wandel oder die Form, nach der sich die Dinge bewegen. Die 64 Bilder oder Zeichen (Hexagramme) sind Abbilder von Göttlichen Ideen, von in den Dingen erscheinenden Grund-Konstellationen der lichten, himmlischen Kraft yang und der dunklen, irdischen Kraft yin. Die Zeichen haben in ihrer Liniengestalt aber auch unmittelbar Anteil an der nicht sichtbaren Welt göttlicher Gesetze bzw. Zahlensysteme, sind Erscheinungsformen göttlicher Wesenheiten und daher nicht nur Symbole.
Orientierung in der WeltDer Überlieferung nach sind die 64 Bilder des I Ging von den Weisen des Altertums durch Beobachtung der Erscheinungsformen geschaffen worden und sollen "alle möglichen Zustände auf Erden" ausschöpfen. Wer daher das I Ging kenne, kenne das Wirken der Götter – und könne sich mit ihrem Wirken verbünden. Die Veränderungen der Welt gelten als beeinflussbar und nicht nur als Schicksal. Veränderungen sind Chancen, Möglichkeiten und auch Gefahren des Handelns - das I Ging ist daher nicht nur ein Orakel-, sondern auch ein "Lernbuch" für die Wissenden, Kompendium der Klugheit. Weder geht es um das den Veränderungen Hinterher-Laufen noch um das gegen die Veränderungen Ankämpfen. Das Ziel ist vielmehr, dass sich die "Edlen" am Wandel orientieren und sich in ihm erhalten, dass sie überdauern in den wechselnden Konstellationen und im Wandel ihrer selbst. Immer ist das zu tun, was der Zeit am besten entspricht: es gilt, mit der Zeit zu gehen, auf seine Zeit zu warten, etc. "Zeit" ist der Wandel der objektiven oder gesellschaftlichen Konstellation der Kräfte hin zu günstigeren Möglichkeiten. Das Mittel dazu ist das Philosophieren über die Bilder und Urteile sowie die Berechnung der Zukunft mit dem Orakel (vgl. die Methoden der Weissagung hier in diesem Artikel). An vielen Stellen des I Ging werden folgende Warnungen bzw. Konstanten wiederholt:
Taoismus oder Konfuzianismus?Taoistische bzw. daoistische Vorstellungen sind zentral im I Ging und der dialektische bzw. dualistische Charakter (vgl. Dualismus) des Taoismus wird durch die beiden Teile der Hexagramme ausgezeichnet dargestellt. Nach Richard Wilhelm, dessen kongeniale Übersetzung des I Ging von 1923 auch heute noch Massstab aller Dinge ist, ist der Taoismus zwar die Grundlage des ganzen Buches, aber er wurde erst später detailliert ausgearbeitet und beschrieben. Eine alternative Sichtweise versteht das I Ging als ein rein konfuzianisches Werk. Diese Auffassung wird folgendermassen begründet:
Die 64 HexagrammeZur GeschichteEs wird angenommen, dass die Prinzipien des I Ging auf einen der ersten legendären Herrscher, Fu Xi (伏羲 Fú Xī, nicht historisch 2852 v. Chr.–2738 v. Chr.) zurückgehen; dieser habe die Trigramme entdeckt. Vor der Zhou Dynastie gab es andere Literatur zum Thema ‚Wechsel‘, z. B. Lian Shan Yi (連山易 Lián Shān Yì) und Gui Cang Yi (歸藏易 Gūi Cáng Yì), deren Philosophie die Zhou Dynastie prägte. Ein Verfeinerungsprozess habe dann das I Ging in der Han Dynastie (ca. 200 v. Chr., etwa zur Zeit des Han Wu Di (漢武帝 Hàn Wǔ Dì) produziert. Erhalten sind viele Orakelknochen aus dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend, auf welchen in Form von „Frage, Antwort und realen Ausgang der Frage“ Befragungen dokumentiert sind. Der „Text“ des I Ging war damals jedoch offensichtlich noch nicht vorhanden, sondern das Orakel scheint aufgrund der Intuition des Fragenden und wahrscheinlich auch überlieferten Regeln bestimmt worden zu sein. Es kann also von einer ursprünglich mündlichen Tradierung des Textes ausgegangen werden. Der „Text“ des I Ging ist dann vermutlich erst im sechsten oder siebenten vorchristlichen Jahrhundert entstanden, die früheste heute noch existierende Abschrift datiert aus ungefähr 200 v.Chr und stimmt mit dem heutigen Text erstaunlich stark überein. Das Verdienst, das I Ging „in den Westen gebracht“ zu haben, kommt vor allem dem deutschen Sinologen Richard Wilhelm zu, dessen immens einflussreiche Übersetzung, die er mit Hilfe eines chinesischen Meisters dieser Kunst 1924 vollendete, bis heute unerreicht ist. Linien und ihre BedeutungenDer Symbolismus des I Ging wird durch 64 verschiedene Linienzusammenstellungen, Hexagramme (guà) genannt, dargestellt. Ein Hexagramm besteht aus sechs waagerechten Linien (yáo); jede Linie ist entweder ungebrochen (hart, durchgehend) oder gebrochen (weich, in der Mitte unterbrochen). Aus diesen sechs Linien lassen sich 26, d. h. 64 Hexagrammkombinationen bilden. Die Zeichen werden aus 2 X 3 Strichen, also aus zwei "Trigrammen" gebildet. Die durchgehenden Linien gelten als die festen, lichten, höherwertigen, die unterbrochenen Linien gelten als die weichen, dunklen, geringeren. Die Striche haben nach ihren Plätzen von unten nach oben unterschiedlichen Rang und Bedeutung. Die betonten Striche des unteren Halbzeichens treten in das Zeichen ein, sind "kommend", die betonten Striche im oberen Halbzeichen sind "gehend". Die unterste und die oberste Linie eines Zeichens stehen immer in Verbindung zu anderen Zeichen/Zuständen und gehören nicht zu den Kernzeichen. Die 64 Bilder oder Grundzeichen beschreiben Kräfte (1 + 2), Situationen oder Aufgaben (3 + 5 + 6 + 10 ...), Familie (31 + 37 + 54), persönliche Eigenschaften oder Fähigkeiten (4 + 8 + 9 + 14...), konkrete Tätigkeiten (Wanderer, 56), politische Phasen (11 + 12 + 18 + 21...) – meist enthalten sie abstrakte Begriffe mit mehreren Deutungsmöglichkeiten. Ein Beispiel aus dem Bild Nr. 1, "Das Schöpferische": Das Schöpferische wirkt erhabenes Gelingen, fördernd durch Beharrlichkeit. Des Himmels Bewegung ist kraftvoll. So macht der Edle sich stark und unermüdlich. Ohne Erläuterungen sind solche Epigramme offenbar rätselhaft und wenig verständlich. Daher entstand im Laufe der Jahrhunderte eine Reihe von Kommentaren, die diese Epigramme erläuterten. Alle 64 Bilder können jeweils 6 Zusatzhinweise haben je nachdem, ob bei der Ermittlung des Zeichens (vgl. die Methoden der Weissagung hier in diesem Artikel) eine Linie als "stark" bzw. "aktiv" oder nur als "schwach" identifiziert wurde. Die 64 Bilder beschreiben also schon 384 Situationen oder geben entsprechende Verhaltensratschläge. Da jedes der 64 Zeichen durch Wandel einer oder mehrerer Linien in alle andern übergehen kann, gibt es 64 X 64 = 4096 verschiedene implizite Übergänge oder Möglichkeiten des Umschlagens einer Situation. Die beim Erheben der Zahlenwerte notwendigen umfangreichen Rechenoperationen wurden daher Ursache einer sich auf dem I-Ging aufbauenden Zahlenmystik. Die Teile der HexagrammeHistorisch ist das I Ging viel älter als die Yīn-Yáng-Lehre, folgende Zuordnungen sind jedoch mit der Zeit üblich geworden: Die durchgezogene Linie steht für das yáng: Ausdehnung, maskuliner Aspekt, Licht, Leben, ungerade Zahlen, Durchdringung, Berge; in Indien der Lingam. Symbol ist der Drache. Die unterbrochene Linie steht für das yīn: Zusammenziehung, femininer Aspekt, Dunkelheit, Nacht, Tod, gerade Zahlen, Widerstand, Wasserläufe; in Indien Yoni. Symbol ist der Tiger. Man findet beide auch im Symbol tàijítú dargestellt (traditionell, im Westen auch Yin-Yang-Symbol); dahinter verbirgt sich ein zyklisches Weltbild mit einem komplementären Kräfteverhältnis. Um die Darstellung der Hexagramme zu vereinfachen, werden im Folgenden durchgezogene Linien als '|' und unterbrochene als '¦' dargestellt. Normalerweise werden sie von unten nach oben dargestellt; hier sind sie von links nach rechts angeordnet. Durch eine Drehung der hier gewählten Darstellung um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn erreicht man die übliche Darstellung. Die vier Xià (sì xià)Aus zwei Linien lassen sich vier verschiedene "Bilder" (Xià) zusammensetzen:
Die Wandlung erfolgt dabei in einem ewigen Kreislauf: Vom alten Yang, zum jungen Yin, zum alten Yin, zum jungen Yang, zum alten Yang: || -> ¦| -> ¦¦ -> |¦ -> || -> ... Die acht Guà (bā guà)Durch Hinzufügen jeweils eines Yáng oder Yīn entstehen aus den vier Xià acht Trigramme (Guà). Diese geben allerdings nur ein statisches Bild. Erst die Erweiterung zu den 64 Hexagrammen erlaubt es, ein dynamisches Geschehen darzustellen, da hier die Trigramme in Wechselwirkung zueinander stehen.
Die Hexagramme werden also jeweils aus zwei Trigrammen (guà) zusammengesetzt aufgefasst. Die acht Trigramme (bā guà) sind:
Das erste oder untere Trigramm wird als der innere Aspekt der ablaufenden Veränderung angesehen; das zweite oder obere Trigramm heisst der äussere Aspekt. Der beschriebene Wechsel verbindet somit den inneren Aspekt (Person) mit der äusseren Situation. Gelesen werden die Hexagramme von unten nach oben, wobei jeweils die sog. Ränge 1–4, 2–5, 3–6 der beiden Trigramme in Verbindung gesehen werden müssen.
Methoden der WeissagungDas I Ging wurde und wird auch als Orakel befragt. Allerdings ist dies nur eine der sieben traditionellen daoistischen Interpretationen des I Ging (andere wären zum Beispiel philosophische, magische...). Zu diesem Zweck wird jeweils eines der 64 Hexagramme ausgewählt, und der mit dem Hexagramm assoziierte Text gelesen und interpretiert, insgesamt bilden acht Hexagramme eine komplette Vorhersage. Das Auswählen des Hexagrammes erfolgte ursprünglich unter Verwendung von 50 getrockneten Stängeln der Schafgarbe, heute werden dazu dünne Stäbchen aus Holz, Metall oder Elfenbein verwendet. Vereinfacht ausgedrückt werden nach einer rituellen Reinigung des Raumes die 50 Stäbchen in die linke Hand genommen und eines weggelegt, danach werden die 49 verbliebenen in zwei Häufen geteilt, ein Vorgang der für ein komplettes Hexagramm achtzehn mal wiederholt werden muss – so man eine komplette Vorhersage möchte. (nach Wilhelm) Diese Methode erfordert offensichtlich Erfahrung und Können im Umgang mit dieser Orakeltechnik und setzt intensive Beschäftigung voraus. Später entwickelte sich deshalb eine Methode um einfachere Fragestellungen schneller zu beantworten in Form eines Münzorakels. Diese Art des Orakels wurde in China wahrscheinlich seit der Epoche der streitenden Reiche (403–221 v. Chr.) angewandt. Der Legende nach wurde das Münzorakel des I Ging durch den daoistischen Eremiten und Philosophen Gui Guo Zi entwickelt. Die Münzmethode fand in der chinesischen Gesellschaft bald eine weite Verbreitung. Die Anzahl der jeweils verwendeten Münzen war jedoch unterschiedlich. In Verbindung mit dem I Ging setzte sich schliesslich die Methode der drei Münzen weitestgehend durch. Die Befragung des Orakels sollte unmittelbar nach oder während der Meditation erfolgen. Der Vorderseite einer Münze ist die Zahl 3 zugeordnet, der Rückseite die Zahl 2. Für jeden Münzwurf gibt es acht mögliche Kombinationen mit den Summen 6, 7, 8 und 9. Die 6 und 8 entsprechen einem Yīn (gebrochene Linie). Die 7 und 9 entsprechen Yáng (ungebrochene Linie). Die Linien wiederum ergeben, von unten nach oben, ein Hexagramm, welches im I Ging erläutert wird. Die mit den Ziffern 6 und 9 ermittelten Linien oder Striche eines Zeichens sind die sog. "starken" oder "aktiven" Linien. Aktive Linien geben dem Hauptsinn eines Zeichens einen Zusatzhinweis (Strichurteil). Sie sind es, die ein Zeichen auflösen können, daher werden diese Striche als "wandelnde Linien" besonders gekennzeichnet und einzeln interpretiert. Die Art der Auflösung eines Zeichens ist wichtig für die Voraussage: durch die von einer aktiven Linie ausgehende Umwandlung des Zeichens entsteht das nächste Bild, also die sich aus einer Situation ergebende nächste Möglichkeit. Aktive Linien enthalten in nuce die Zukunft des Fragenden. Daher gibt es bei den Voraussagen mit allen denkbaren Möglichkeiten wandelnder Linien eine Wahrscheinlichkeit von 1⁄4096, genau die selbe Weissagung zu erhalten. Bilderketten als LebenserzählungDie 64 Zeichen mit ihren 384 Kommentaren und 4096 Wandlungsmöglichkeiten - was sagen sie uns in ihrem Zusammenhang über das Leben der Individuen und die Veränderung der bestimmenden Kräfte in der Gesellschaft heute? Im Folgenden wird versucht, sich einer Antwort über die Reihenfolge der Zeichen zu nähern. a. Historische ReihenfolgenHistorisch sind mehrere Reihenfolgen der Zeichen aufgetreten: Wilhelm nennt bei den 8 Grundzeichen die frühe oder vorweltliche Folge nach den Gegensatzpaaren und die spätere, innerweltliche Folge nach dem zeitlichen Hervortreten der Kräfte (Donner, Wind, Regen, etc.) im Kreislauf des Jahres. Eine Reihenfolge durch a) die schrittweise Veränderung der einzelnen Linien aus einem logischen Ausgangspunkt (Yin-Yang-Dialektik) oder b) durch die Einordnung thematisch zusammengehöriger Zeichen in Zeichenketten (vgl. Versuch unten) scheint es nicht gegeben zu haben. In einem der alten Kommentare werden 9 Zeichen (10, 15, 24, 32, 41, 42, 47, 48, 57) als von aussen nach innen gehende Charakter-Merkmale zusammengestellt; also gab es schon damals die Idee einer Anordnung nach Inhalten, wenn auch kein Prinzip der Entwicklung. In den folgenden 2 Bilder-Ketten der individuellen und der gesellschaftlichen Veränderung sind fast alle 64 Bilder alternativ eingeordnet. Eine andere Reihenfolge und auch eine "Durchmischung" wären natürlich jederzeit möglich. Dennoch haben diese Gesamtbilder als Verdichtung auch heutiger Erfahrungen eine erstaunliche Aktualität - über mehrer tausend Jahre menschlicher Geschichte hinweg. Ein logisch-genetischer Zusammenhang widerspricht partiell dem I-Ging, da alle Zeichen direkt auseinander folgen können, also in einer Art Matrix allseitig verknüpft sind; dennoch entstehen durch diese beiden folgenden Ketten Gesamtbilder längerfristiger Entwicklungen, in denen überindividuelle und überhistorische Erfahrungen aufscheinen. b. Wandel des Einzelnen / Odyssee:Ein junger Mensch tritt auf (25), von Anmut (22) und mit eigener Bestimmung (50), lernt bei einem Meister (4), sucht sich Vorbilder (17), begeistert sich für bestimmte Ziele (16) und tritt gegen andere auf (38), schliesst sich einer Gefolgschaft an (45), bewährt sich in Anfangsschwierigkeiten (3), dient einem Herrn auch in schwierigen Zeiten (55) und macht Karriere (35), tritt in eine Sippe ein (37), hat seinen Vorteil (41), erwirbt Wohlstand (27) und gewinnt als Berater Einfluss auf seinen Herrn (9). Aber bei der Lösung einer Aufgabe gerät er in eine äusserst schwierige Lage (47), in der ihn die unerwarteten Hindernisse in seinem Glauben erschüttern und fast verzweifeln lassen (51) – er muss innehalten (52). Erst jetzt wird eine neue Entwicklung möglich (53), die ihn zur Einsicht in die eigenen Schwächen (62) und damit zur Bescheidenheit (15) führt. Er wird seine Lage bedenken (20), seine persönliche Basis neu bestimmen (30), seinen Weg korrigieren (24) und eine vorsichtige Beharrlichkeit im Tun gewinnen (29). Nun streift er seine Parteilichkeit und Egoismen ab (59), findet eine heitere Grundstimmung (58) und bleibt Zeit seines Lebens ein Wanderer (56): In der Fremde lebend, mit wenig Bekannten, machtlos, auf der Hut, mit geringem Gepäck. Vielleicht erringt er einen späten Erfolg. Sein grösster Erfolg aber ist: er gewinnt dadurch an Dauer (32). Der Lebensweg eines Individuums verläuft über die Phasen des Aufstiegs, der Krise und Neubesinnung zu einem auskömmlichen Ende, der Wandel der Gesellschaft scheint dagegen endlos: c. Wandel der Gesellschaft / politische Dialektik:Im kurzen Frieden wachsen die Unterschiede (11, 63), ein Grosser gewinnt Gefolgschaft (14), die Beeinflussung gewinnt an Kraft (31, 57), der Grosse kann die Macht geschickt zähmen (26) und die Macht beginnt zu zerfallen (23). Der Grosse beginnt vorsichtig mit Herausforderungen (10), er gewinnt offene und heimliche Verbündete (8). Schliesslich bestimmt er geschickt die Zeit der Revolution (5, 49), organisiert sein Heer und sucht den Kampf (7, 6). Beide Seiten setzen sich nun zu (39), aber die Offensive erstarrt (12). Eine der Seiten zieht sich zurück (33), ihre Schwäche wächst (36). Die andere Seite gewinnt die Übermacht (28) und sichert ihren Sieg (43, 40). Die Sieger analysieren die Ursachen der Opposition (61) und bestrafen die Schuldigen (21) und bauen ihre Macht aus (19). Sie reformieren das alte System (18, 48) und setzen neue Regeln (60). Sie integrieren viele mit gleichen Rechten in das neue System (44, 42) und verbreitern ihre Basis (13, 64). Im Frieden beginnt ein neuer Aufschwung(11). Der neue Aufschwung vergrössert die Unterschiede - die Entwicklung beginnt von Neuem. Während der Lebensweg des Individuums sein natürliches Ende findet, liegt dem Wandel der Gesellschaft die Vorstellung eines Kreislaufs zu Grunde.
Literatur
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