.Elemente
10 Elemente der Malerei, wovon 7.bleibende (sichtbare):
Siegellack
(Bindemittel),
Kreide
(Licht),
Kohle
(Dunkelheit),
Asche
(Dämmerung),
Erde
(Masse),
Leinwand
(Träger) und
Farbe
(rot, gelb, blau) und 3.flüchtige
(unsichtbare):
Wasser
(Lösungsmittel),
Luft
(Raum) und
Feuer
(Vernichtung). Jedes dieser Elemente steht symbolisch für
gewisse Aspekte und Gleichnisse der Dimensionen der
Seele..
60. DSIE / DIE BESCHRÄNKUNG
oben Kan, das Abgründige, das Wasser
unten Dui, das Heitere, der See
Der See hat einen beschränkten Raum. Wenn mehr Wasser hineinkommt, so fließt
er über. Darum muß man ihm Schranken setzen. Es sind im Bild die Wasser
unten und die Wasser oben, zwischen denen die Feste des Himmels als Schranke
ist.
Das chinesische Wort für Beschränkung bedeutet eigentlich die festen
Glieder, durch die die Bambusstengel eingeteilt sind. Im gewöhnlichen Leben
ist damit gemeint die Sparsamkeit, die feste Schranken für ihre Ausgaben
hat. Im moralischen Leben sind es die festen Schranken, die sich der Edle
steckt für seine Handlungen, die Schranken der Treue und der
Uneigennützigkeit.
DAS URTEIL
Beschränkung. Gelingen.
Bittere Beschränkung darf man nicht beharrlich üben.
Schranken sind bemühend. Aber sie richten etwas aus. Durch Sparsamkeit im
gewöhnlichen Leben ist man gerüstet auf Zeiten der Not. Durch Zurückhalten
erspart man sich Beschämung. Aber ebenso sind Schranken in der Ordnung der
Weltverhältnisse unentbehrlich. Die Natur hat feste Schranken für Sommer und
Winter, Tag und Nacht, und durch diese Schranken erhält das Jahr seine
Bedeutung. So dient die Sparsamkeit dazu, daß durch feste Schranken in den
Ausgaben die Güter erhalten bleiben und die Menschen nicht geschädigt
werden.
Nur ist auch in der Beschränkung Maßhalten nötig. Wollte man seiner eigenen
Natur allzu bittere Schranken auferlegen, so würde sie darunter leiden.
Wollte man die Beschränkung der anderen zu weit treiben, so würden sie sich
empören. Darum sind auch in der Beschränkung Schranken nötig.
DAS BILD
Oberhalb des Sees ist Wasser:
das Bild der Beschränkung
So schaut der Edle Zahl und Maß und untersucht,
was Tugend und rechter Wandel ist.
Der See ist etwas Endliches; das Wasser ist unerschöpflich. Der See kann nur
ein bestimmtes Maß des unendlichen Wassers fassen. Darin besteht seine
Eigenart. Durch Sonderung und Aufrichtung von Schranken gewinnt auch im
Leben das Individuum seine Bedeutung. Hier handelt es sich nun darum diese
Sonderungen, die sozusagen das Rückgrat der Moral sind, ganz klar
festzusetzen. Unbeschränkte Möglichkeiten sind nichts, was für den Menschen
geeignet ist. Dadurch würde sein Leben nur zerfließen im Grenzenlosen. Um
stark zu werden, bedarf es der freien Schrankensetzung der Pflicht. Nur
indem der einzelne sich mit diesen Schranken umgibt und frei für sich das
Gebot der Pflicht festsetzt, gewinnt er die Bedeutung a1s freier Gast.
Die einzelnen Linien
Anfangs eine Neun bedeutet:
Nicht zu Tür und Hof hinausgehen ist kein Makel.
Oft möchte man etwas unternehmen, sieht sich aber unübersteigbaren Schranken
gegenüber. Da gilt es, die Einsicht zu haben, wo man innehalten muß. Wenn
man das richtig versteht und nicht über die Schranken hinausgeht, die einem
gesteckt sind, dann sammelt man eine Kraft, daß man imstande ist, energisch
zu handeln, wenn die Zeit dazu gekommen ist. Verschwiegenheit ist bei
Vorbereitung wichtiger Dinge von prinzipieller Wichtigkeit.
Kungtse sagt darüber: »Wo Unordnung entsteht, da sind die Worte die Stufe
dazu. Wenn der Fürst nicht verschwiegen ist so verliert er den Diener. Wenn
der Diener nicht verschwiegen ist, so verliert er das Leben. Wenn Sachen im
Keime nicht verschwiegen behandelt werden, so schadet das der Vollendung.
Darum ist der Edle sorgfältig im Verschweigen und geht nicht hinaus.«
Neun auf zweitem Platz bedeutet:
Nicht zu Tor und Hof hinausgehen bringt Unheil.
Wenn die Zeit des Handelns gekommen ist, gilt es rasches Zugreifen. Wie das
Wasser anfangs in einem See sich sammelt, ohne hinauszufließen, sich aber
sicher einen Weg öffnet, wenn der See voll ist, so ist es auch im
Menschenleben. Es ist ganz gut, zu zögern, solange die Zeit noch nicht
gekommen ist, aber nicht länger. Wenn die Hindernisse beseitigt sind, so daß
man handeln kann, ist das ängstliche Zögern ein Fehler, der sicher Unheil
bringt, wei1 man die Gelegenheit versäumt hat.
Sechs auf drittem Platz bedeutet:
Wer keine Beschränkung kennt, wird zu klagen haben.
Kein Makel.
Wenn man nur auf Freuden und Genuß bedacht ist, verliert man leicht das
Gefühl für die notwendigen Schranken. Aber wenn man sich der Verschwendung
hingibt, wird man die Folgen unter Bedauern zu erfahren haben. Man darf die
Fehler nicht an andern suchen wollen. Nur wenn man seinen Fehler selbst
einsieht, wird man durch solche unangenehmen Erlebnisse frei von Fehlern.
Sechs auf viertem Platz bedeutet:
Zufriedene Beschränkung. Gelingen.
Jede Beschränkung hat ihren Wert. Aber wenn diese Beschränkung noch dauernde
Anstrengung erfordert, dann ist sie mit zu viel Kraftaufwand verbunden. Wo
die Beschränkung aber etwas Natürliches ist, wie es z. B. in der Natur des
Wassers liegt, nach unten zu fließen, da führt sie notwendig zu Erfolg, weil
sie in diesem Fall eine Kraftersparnis bedeutet. Die Energie, die sonst im
vergeblichen Kampf mit dem Objekt sich erschöpft, kommt restlos der Sache
zugute, und der Erfolg kann nicht ausbleiben.
Neun auf fünftem Platz bedeutet:
Süße Beschränkung bringt Heil.
Hingehen bringt Achtung.
Die Beschränkung muß in der richtigen Weise durchgeführt werden, um zu
wirken. Wenn man nur andern Schranken auferlegen und sich selbst ihnen
entziehen will, werden diese Schranken immer bitter empfunden und erzeugen
Widerstreben. Wenn dagegen jemand, der in leitender Stellung ist, selbst mit
der Beschränkung beginnt, wenig Leistungen von seinen Leuten verlangt und
mit bescheidenen Mitteln etwas zustande bringt, so kommt dadurch Heil. Wo
ein solches Vorbild wirkt, da findet es Nachfolge, so daß geraten muß, was
man unternimmt.
Oben der Sechs bedeutet:
Bittere Beschränkung:
Beharrlichkeit bringt Unheil.
Reue schwindet.
Wenn man zu streng ist in der Beschränkung, so halten es die Menschen nicht
aus. Je konsequenter man in solcher S«enge ist, desto mehr ist es vom Übel;
denn ein Rückschlag läßt sich auf die Dauer nicht vermeiden. So rächt sich
auch der gequälte Körper, wenn man mit zu strenger Askese vorgehen will.
Aber wenn diese rücksichtslose Strenge auch nicht etwas ist, das sich
dauernd und regelmäßig anwenden ließe, so kann es doch Zeiten geben, da sie
das einzige Mittel ist, sich vor Verschuldung und Reue zu wahren. Es sind
das die Situationen, da Rücksichtslosigkeit gegen die eigene Person das
einzige Mittel ist, die Seele zu retten, die sonst in Halbheit und
Versuchung unterginge.