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Seit über tausendvierhundert Jahren gibt es muslimische Schüler die zu Meistern verschiedener Disziplinen gehen um dort unterrichtetet werden. Nach Abschluss ihres Studiums erhalten sie eine Idschaazah (Lehrbefugnis) als Nachweis ihrer jeweiligen Bildung und fungieren dann ebenfalls als Lehrer (Ustaad) oder Meister, der wiederum seine eigenen Schüler hat. Auch sollte ein Hafidth (Auswenkönner des Korans), Muhaddiths (Überlieferer von Hadiithen), Qarii (Rezitatoren des Korans mit korrekter Betonung und Aussprache) oder eine traditionellen Madrassaeine, sollte ebenfalls Kette glaubwürdiger Überlieferer haben, die sich auf den Propheten Muhammad - der Friede und Segen Allahs seien auf ihm - zurückführen lässt. So eine Kette von Meistern exoterischen Wissens ist als Silsilah bekannt und beschränkt vergleichbar mit Schulen oder Universitäten und deren Zeugnissen.
Anders ist Bedeutung von Silsilah im Tassawuf (Sufismus). Es
ist eine Unterweisung der spirituellen Lebensqualität im Kontext des
überlieferten, esoterischen issens. Es sind die Praktiken (Talqiin)
einer Tdariiqah, die von
einem autorisierten Schaikh
einer Tariqah erfolgt, vorausgesetzt derjenige, welcher
Muriid (Schüler) werden möchte,
legt ein Treuegelöbnis gegenüber diesem Schaikh (Bay'ah)
ab. Der Schaikh erteilt bei entsprechender spirituellen Fähiglkeiten
manchen seiner Muridiin (Schüler) die Befähignung (Idschaazah)
die Tdariiqah anderen zu lehren und so auch die Silsilah
weiterzugeben, worauf der Muriid zum
Kulafaah (Pl.von Khaalifah)
seines Schaikls wird. Das ähnelt teilweise vorhin erwähnen formalen,
exoterischen Disziplinen, hat aber zusätzlich eine viel gröss
ere
Dimension, denn bei dieser Kette der Weitergabe wird der Muriid vom
Schaikh bemüht - neben exoterischen Wissen - in seiner Entwicklung
einen spirituellen Standplatz zu erreichen. Nach Einschätzung des
Schaikhs kann er dann eine Idschaaza bzw. Befähigung zum
Khaalifah (Vertreter) bekommen. Der Khalifah soll dann andere in
die Tdariiqah einweisen und deren Wissen und Praktiken lehren. Wenn
nun ein Khalifah (Sufimeister) zusätzlich für eine oder mehrere
erwähnten Disziplinen eine Idscshazah hat, so ist das besser, doch
keine Voraussetzung. Die Silsilah eines Sufi-Schaikhs reicht
(mit Ausnahmen) jeweils zurück bis zum Propheten - auf dem der Friede und
Segen Allahs sei.