Immer weniger gehen in die Kirche
ORF.at 19.03.2010
Immer weniger Österreicher gehen in die
Kirche. Das ergab eine am Donnerstag veröffentlichte, angesichts der
aktuellen Missbrauchsvorwürfe durchgeführte Umfrage des Linzer
Meinungsforschungsinstitutes IMAS.
25 Prozent der Bevölkerung gaben dabei auch
an, dass sie an einen leibhaftigen Gott glauben.
78 Prozent katholisch
Die Meinungsforscher hatten im Jänner und Februar 1.088
repräsentativ für die Bevölkerung ab 16 Jahren ausgewählte Personen
persönlich befragt. Dabei bekannten sich 78 Prozent zur katholischen
und fünf Prozent zur evangelischen Kirche. 17 Prozent sagten, einer
anderen oder keiner Religion anzugehören.
Verweigerer stiegen von 21 auf 29 Prozent
35 Prozent der Befragten gaben an, regelmäss
ig bzw. gelegentlich in
die Kirche zu gehen. Zum Vergleich: 1973 waren es noch 51 Prozent.
Die Zahl der erklärten Verweigerer stieg im selben Zeitraum von 21
auf 29 Prozent.
Demografische Aufschlüsselung
Jeder vierte Österreicher glaubt an einen leibhaftigen Gott, wie er in der
Bibel steht, 34 Prozent an eine geistige Macht, die über den Menschen
schwebt. 13 Prozent streiten sowohl das eine als auch das andere ab. 21
Prozent wissen nicht recht, was sie glauben sollen.
Die nach demografischen Gruppen aufgeschlüsselten Ergebnisse zeigen, dass
ÖVP-Wähler, ältere und einfacher gebildete Personen sowie Land- und
Kleinstadtbewohner in vergleichsweise gröss
erer Zahl einem wie in der Bibel
beschriebenen Gott zuneigen, während vor allem bei den Höhergebildeten, aber
auch bei den SPÖ- und FPÖ-Anhängern ein abstrakteres, diffuseres Verständnis
überwiegt.
Kompromisslose Leugnung einer Gottheit
Die kompromisslose Leugnung einer
Gottheit oder einer höheren Macht ist vor allem bei den Wählern der Grünen,
überdurchschnittlich stark aber auch bei Städtern, Maturanten und
Akademikern, Personen unter dem 30. Lebensjahr und Männern zu finden.
Zehn Gebote für 41 Prozent unverzichtbar
Für 41 Prozent der Bevölkerung sind die Zehn Gebote als Richtlinie für
menschliches Verhalten unverzichtbar. 34 Prozent sind der Meinung, dass die
Gesellschaft auch ohne sie auskommen könnte. Die Überzeugung von der
Notwendigkeit überwiegt bei ÖVP-Wählern massiv, unter Sozialdemokraten
zumindest deutlich.
Im Lager von FPÖ und BZÖ besteht zwischen Pro und Kontra eine
Remis-Situation, die Grünen lehnen die Unverzichtbarkeit der Gebote mit
klarer Mehrheit ab. Bei den über 50-Jährigen hält die absolute Mehrheit die
christliche Sittenlehre für unverzichtbar, bei den 16- bis 29-Jährigen
gerade einmal etwa ein Viertel.