Wieder ein Vorfall gegen Muslime
From: < Name
der Redktion bekannt >
Bismillahir-rahmanir-rahim
Mein Name ist S.K. Ich bin praktizierende Muslima, und
bin deshalb voll verschleiert.
Am Freitag, den 22.9.2000, um 8.13 Uhr
war ich bei der Führerscheinstelle der BPD Graz. Ich hatte die Wartenummer
50. Als meine Nummer dran war, ist es bereits 8.30 Uhr gewesen. Ich betrat
die Türe Nr.17. In diesem Zimmer sass ein männlicher Beamter mittleren
Alters. Auf seinen Namen habe ich nicht geachtet. Mein Gespräch mit
ihm ist wie folgt abgelaufen: Ich sagte zu ihm, dass ich mir einen neuen
Führerschein ausstellen lassen möchte. Dies möchte ich deshalb machen, weil
ich jetzt ein Kopftuch
trage und deshalb auch ein Foto von mir mit Kopftuch im Führerschein haben
möchte. Ich habe daraufhin einen Änderungsvertrag und zwei neue Fotos, wo
ich mit Kopftuch abgebildet bin diesem Mann gegeben. Er fragte mich, in
welcher Schule ich den Führerschein machen wolle, und ob ich einen
Dolmetscher brauchen würde. Daraufhin erklärte ich ihm, dass er mich
anscheinend falsch verstanden hat, und dass ich bereits seit 7 Jahren einen
Führerschein habe. Nochmals sagte ich zu ihm, dass ich nur ein anderes Foto
im Führerschein haben möchte, weil ich jetzt meinen Glauben praktiziere und
dieser das von mir verlangt. Er sagte darauf kein Wort. Er schaute nur ganz
komisch bzw. erstaunt. Er betrachtete meinen alten Führerschein, danach
meine neuen Passbilder, daraufhin schaute er mich persönlich an und dann sah
er sich den Änderungsvertrag an. Dann sagte er nur: "Brc'ko ist mir
bekannt!" Da er so perplex schaute, erkannte ich, dass er sich wunderte,
warum ich diese Änderung machen wollte. Er suchte nach einer Erklärung. Ich
bekam in diesem Moment das Gefühl, ich müsse etwas sagen. Ich sagte: "Brc'ko
ist leider bekannt durch den Krieg, und durch die Opfer von dort. Der Krieg
hat viele zum Nachdenken gebracht, auch mich. Warum leben wir und was ist
der Sinn des Lebens." Ich wollte ihm damit die Antwort geben, auf seine
Verwunderung. "Lächerlich!" hat er gesagt, "Ich muss sie jetzt
identifizieren!" Ich bemerkte, dass eine Frau sich ebenfalls im Zimmer,
hinter dem Beamten befunden hat. Ich sagte zu ihm: "Können Sie bitte Ihre
Kollegin rufen? Ich möchte nicht, dass mich ein Mann anschaut, wenn das nicht
unbedingt nötig ist." Daraufhin ist er ganz wütend geworden und sagte: "Soll
ich Ihnen was sagen?! Muslime sind die gröss
ten Schweine! Wissen Sie was das
für Schweine sind? Sie haben meine Bekannten im eigenen Haus umgebracht! In
Eurem Bosnien!" Ich erwiderte: "Schön! Jetzt sind die Opfer auf einmal die
Mörder! Die ganze Welt weiss
, wer Opfer in Bosnien war!" Er hörte nicht auf,
sondern schimpfte weiter: "Wissen Sie was muslimische Fundamentalisten und
Terroristen in Afghanistan, Philippinen und Pakistan machen! Sein sie nicht
lächerlich! Wie schauen Sie aus! Sie sind lächerlich! Was haben Sie da im
Gesicht!? Ich sehe Sie sowieso auf diesen Bildern! Ich bin für
Religionsfreiheit, aber nicht für so etwas!!! Euch sollte man alle
verjagen!!!" Ich habe gezittert- es ist schwer das zu beschreiben. Ich
konnte nur zu ihm sagen, dass er aufpassen solle, was er sagt! Ich sagte
weiters zu ihm: "Es tut mir leid um Sie, wenn Sie so über Islam denken! Sie
haben nicht den richtigen Islam kennengelernt, sonst würden Sie anders
denken." Er hat weiter geschrien: "Terroristen! Fundamentalisten!" Ich
fragte ihn, ob ich ein Fundamentalist bin. "Ich bin ein friedlicher Mensch-
der Islam ist der Glaube des Friedens!", versuchte ich ihm zu erklären. Er
sagte wieder, dass er mich identifizieren muss. Er wollte nicht seine Kollegin
bitten, dass sie die Identifikation vornimmt. Ich war so
eingeschüchtert, dass ich daraufhin meinen Gesichtsschleier ein wenig wegzog.
Ich begann am ganzen Körper zu zittern, da ich mich über das Verhalten
dieses Beamten so aufgeregt habe. Nachdem ich ein wenig mein Gesicht gezeigt
hatte, hatte ich das Gefühl, als würden lauter Nadeln auf mein Gesicht
einstechen. Der Beamte hat mir gesagt, wann ich den Führerschein abholen
könne. Doch ich stand unter Schock aufgrund dieser schlechten Behandlung, so
dass ich mich nicht mehr an den genauen Abholtermin erinnere. Ich dachte, ich
falle jeden Moment um. Meine dreijährige Tochter sass die ganze Zeit neben
mir und hat alles mitbekommen. Im Namen aller Muslime möchte ich das dieser
Vorfall in der Öffentlichkeit bekannt wird, und nicht unter den Tisch
gekehrt wird! Ich bin es "gewohnt", dass mich einfache Menschen auf der
Strasse so behandeln. Aber eine solche Behandlung von jemanden, der die
Gesetze vollzieht, und der mich beschützen soll, ist ein solches Benehmen
unbegreiflich und unter jeder Kritik!
Selam
S.K.
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