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Wo wollen sich Muslime begraben lassen?

 

Wer ständig in Österreich lebt, aber nicht die Absicht hat sich hier begraben zu lassen, der ist kein österreichischer Muslim, auch wenn er Inhaber dieser Staatsbürgerschaft ist. Das Projekt Friedhof ist eine Aufforderung an alle eingewanderten Muslime und deren Nachkommen, sich einer gross en Verantwortung nicht ständig zu entziehen. Muhammad Abu Bakr Mueller / 15. jumada al-awwal 1420 / 27.August 1999

 

Update: 1431 (2010) gibt es bereits den einen oder anderen muslimische Friedhof, doch dürfen Muslime nach wie vor nicht selbst bestimmen wie sie bestatten (z.B. ohne tagelang zu warten oder ohne Sarg usf.) und nach wie vor dürfen Muslime nicht in den Ortschaften, in denen sie leben bzw. sterben ihre eigenen Friedhöfe errichten.

 

 

1420 (1999) gibt es in Österreich noch keinen einzigen Islamischen Friedhof der von Muslimen verwaltet wurde und dessen Grundstück auch in muslimischem Besitz ist.  Eine fragwürdige Angelegenheit, wenn man bedenkt, dass vermutlich über 300 000 Islam Bekenner in Österreich leben. In Ländern die als muslimisch gelten und in denen christliche Minderheiten leben (z.B. Türkei, Pakistan, Ägypten,...)  ist es ganz selbstverständlich, dass religiöse Minderheiten ihre eigenen Friedhöfe besitzen und selbst verwalten. Warum also sollten in Österreich muslimische Friedhöfe an christliche angeklebt werden? Ein muslimischer Friedhof sollte (darf?) weder in christlichem Besitz, noch unter christlicher Verwaltung sein, denn abgesehen von rituellen Aspekten handelt es sich dabei um einen informativen Gesellschaftswert, für Christen, Juden, Muslime, usw.. Solange die Bemühungen der Muslime, einen Islamischen Friedhof einzurichten zu keinem Ergebnis geführt haben, muss sich ein Muslim mit verschiedenen Notlösungen zufrieden geben. Er kann sich auf einem für Muslime reservierten Teil eines christlichen Friedhofes oder zwischen christlichen Gräbern begraben lassen; alles andere ist wohl behördlich untersagt. Die gross e Mehrheit jedoch lässt sich zu ihrer Beerdigung in die jeweilige Heimat zurückschicken. Dafür gibt es eigene Vereine oder Gesellschaften, welche gegen Bezahlung den Leichentransport in das Heimatland, inklusive Begräbnis, organisieren und das scheint sehr gut zu funktionieren. Entsprechende Ausweise werden für die Mitglieder ausgestellt, so dass diese beRuuhhigt sein können, bei plötzlichem Tod in die Heimat zu gelangen. Durch eine solche Vorgangsweise wird allerdings die Pflicht, einen Verstorbenen rasch zu beerdigen, übergangen und die Gepflogenheit (Sunnah) des Propheten, (der Friede und der Segen Allahs seien auf ihm), dort begraben zu werden wo man stirbt, missachtet. 

 

Am Rande des Zentralfriedhofs in Graz existiert derzeit eine fast leere Gräberabteilung die für Muslime reserviert ist. Der Zentralfriedhof ist in römisch-katholischem Besitz und wird von dieser Kirche verwaltet. Derzeit werden dort nur Muslime, die nicht über ausreichende Mittel verfügen um ihren Leichnam verschicken zu lassen, oder Österreicher die den Islam angenommen haben und ihre Nachkommen begraben. Wie kann das sein, nachdem sie viele Jahre hier gelebt haben, eventuell die Staatsbürgerschaft angenommen haben oder bereits in Österreich geboren sind? Ist das nicht ein unerfreulicher Zustand, der geändert werden sollte? Doch woran liegt es? Nur an den Christen, die ihre Kreuzzüge geistig noch nicht abgeschlossen haben und es den Muslimen erschweren hier einen Friedhof zu errichten? Oder liegt es an der Angst, dass niemand zum Grab kommen wird um ein Gebet zur Erleichterung der Strafen im Grab zu sprechen? Liegt es nicht vor allem an den Muslimen, diese Situation grundlegend neu zu bedenken und zu ändern und sich in Österreich begraben  lassen? Würde das die Muslime nicht langsam aus den nationalen Gettos herausführen und auf  festeren Boden stellen? 

 

Eingewanderte Muslime und ihre Nachkommen (auch solche mit österreichischer Staatsbürgerschaft) sind sich dieser Problematik selten bewusst, auch sie sind nicht beunRuuhhigt, denn sie haben ja ständig den Ausweis für Flug + Grab (all inclusive) ins Heimatland eingesteckt. Fast immer wenn ich einen Muslim auf die Angelegenheit eines Friedhofs angesprochen habe wurde mir der Ausweis gezeigt; herausgezogen wie die Scheckkarte -  mit strahlendem Gesicht. Die meisten sind von Kindheit an daran gewöhnt, dass religiöse Angelegenheiten in ihren Heimatländern von staatlichen Organisationen erledigt werden. Eingewanderte Muslime sind zu dem bereit, was die ursprüngliche Absicht ihrer Emigration (Wohlstand, Politik) nicht gefährdet. Die meisten aller Einwanderer haben daher die Absicht nur so lange in Österreich zu bleiben bis ihre wirtschaftlichen Erwartungen erfüllt sind. Andere wiederum passen sich derart extrem an das Leben der Islamleugner (kufaar) an, dass ihr Islam nur noch aus orientalischer Herkunft besteht. 

 

Unabhängig von der Gottesfürchtigkeit, Staatsbürgerschaft, Gelehrtheit, Aqida, Demut, Aufopferung, Hautfarbe, Herkunft, usw. sind alle Muslime Brüder und Schwestern; doch versteckt sind sie hier in zwei Gruppen geteilt: in jene, welche beabsichtigen, sich in Österreich - dort wo sie leben - begraben zu lassen und in jene, die beabsichtigen, sich in ihrem  Heimatland beerdigen zu lassen. Diese Absicht wird zusätzlich - wie ein Brauchtum - vererbt, so dass sich Enkelkinder, die nicht einmal mehr die Sprache ihrer Vorfahren beherrschen, und sich vielleicht kaum noch für den Islam interessieren, durchaus in das Land ihrer Väter zur Beerdigung schicken lassen. 

 

Wer also ständig in Österreich lebt, aber nicht beabsichtigt sich hier begraben zu lassen, der kann daher nicht als österreichischer Muslim betrachtet werden, auch wenn er die Staatsbürgerschaft dieses Landes inne hat; denn die Absicht bestimmt den Wert der Taten und wer plant, sich als Leiche verschicken zu lassen, der ist durch sich selbst (psychologisch gesehen) behindert; führt ein Doppelleben. Im konkreten Fall des Friedhofs zeigt sich das deutlich, doch wirkt diese Absicht auch in alle anderen Lebensbereiche hinein. Es geht nicht um Nationalität, denn alle Muslime sind Brüder, es geht um den Islam in Österreichs bzw.Europas. Wie können die Kinder der Emigranten regelmäss ig ihre verstorbenen Vorfahren auf dem Friedhof besuchen? Wo ist der erlebte Zusammenhang? Da stimmt etwas nicht. Eine versteckte, aber sehr reale Spaltung ist hier aktiv. Die Gepflogenheit (Sunnah) des Propheten Muhammad (der Friede und der Segen Allahs seien auf ihm), dort begraben zu werden wo man gelebt hat, wird missachtet und diese Missachtung wird in das Grab mitgenommen.

Warum ist das so? Einerseits, weil die muslimischen Einwanderer nicht mit der Absicht "Islam zu verbreiten" nach Österreich gekommen sind, sondern, um direkt oder indirekt Wohlstand zu erlangen und oftmals das Erlangte in der Pension oder schon früher in ihrer Heimat geniessen wollen und/oder zusätzlich aus den Heimatländern einen säkularisierten Islam mitgebracht haben; daran ist nichts besonderes, doch unter diesen Umständen kann ein muslimischer Friedhof in Österreich (Europa) nur als nicht sehr wichtig erlebt werden. Die ursprüngliche Geschäftsabsicht darf durch religiöse Aktivitäten nicht gefährdet werden. Kurz, das Islamische Leben wird auf bessere Zeiten (in der Heimat mit österreichischem Pass und Pension?) oder notfalls bis zum Begräbnis verschoben. Die Heimat wird via Satellit, Zeitung und Geldspenden aus sicherer Entfernung erlebt. Zuerst soll Islam in der Heimat in Ordnung kommen, dann erst in Österreich. So verhält es sich auch mit Eheschliessungen, Geschäften, Sprache, Essen, und eben auch mit dem Begräbnis. Vieles wird mit der Behauptung entschuldigt, dass Österreich eben ein Land der Islamleugner (dar-ul-kufaar) sei und da gelte der Ausnahmezustand. Nicht zu vergessen: zu gleicher Zeit gibt es die zurückgebliebenen Verwandten mit vollkommen anderen, wirtschaftlich/sozialen Problemen als man sich in Österreich vorstellen kann. Unterstützung aus Europa wird daher von den Emigranten erwarten. Mit dieser ungewollt schizoiden Situation, welche oft schwer zu ertragen sein dürfte, muss die Mehrheit der Muslime in Österreich (Europa) leben, ohne hier je richtig anwesend sein zu können und eventuell oft beschimpft zu werden. Man nennt das auch "zwischen zwei Stühlen sitzen". 

 

Zurück: Durch die eindeutige Absicht sich in Österreich /Europa begraben lassen zu wollen, kann ein Anfang zur Überwindung dieser Not gesetzt werden. Ein Islamischer Friedhof in Österreich sollte für Muslime die hier leben, das beabsichtigte "Ende" auf dieser Welt sein, ungeachtet der Hoffnung, nach dem Hajj - in Medinah, in der Nähe des Propheten (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) begraben zu werden. Nur Allah kennt den Ort an dem man stirbt. Sich als Toter verschicken lassen erzeugt eine Spaltung unter den Muslimen und ist für europäische Muslime eine unrealistische Idee, welche der Entwicklung des Islam in Europa einen gewaltigen Schaden zufügt. Wohin sollten sich denn österreichisch stämmige Muslime verschicken lassen? Durch die Absicht des Leichen Verschickens wird eine Unverantwortlichkeit zum Ausdruck gebracht. Wer sich nicht dort begraben lassen will wo er lebt, der kann nie richtig anwesend sein und produziert ständig Uneinigkeit zwischen seinesgleichen und den österreichischen Muslimen ohne dass er dies will. Islam steckt in Österreich noch in den Kinderschuhen und muss langsam aus diesen heraus, oder die eingewanderten Muslime bleiben über Generationen hin die "Ausländer" die sie bis jetzt sind, auch wenn sie die Sprache beherrschen, eine Österreicherin heirateten und die Staatsbürgerschaft annahmen. Gedacht wird in nationalen Normen der Heimat - bis hin zum Grab.

 

Die Einrichtung eines Islamischen Friedhofes ist also nicht nur ein Prüfstein für die nichtmuslimische Gesellschaft, welche der Einrichtung von Islamischen Friedhöfen nicht im Wege stehen sollte (Nachbarn, Hygiene, Politik, Christentum, Nationalismus, Angst, usw), sondern mindestens ein ebensolcher Prüfstein für die Muslime, welche sich darüber klar werden müssen, was sie - auss er Wohlstand - in Österreich /Europa wollen. Islam und Wohlstand sind theoretisch nicht widersprüchlich, doch in der Praxis in ständigem Konflikt. Der Gesandte Allahs (auf ihm seien Sein Friede und Segen) sagte "......wer mich liebt, zu dem kommt die Armut schneller als die Flutwelle......" Die Aufgabe der Muslime ist nicht die Anpassung des Islam an Österreich, sondern die Integration Österreichs in den Islam. Damit ist nicht nur ihnen, den Muslimen geholfen, sondern auch den Österreichern /Europäern, wenngleich irrtümlich noch Angst vor dem Islam herrscht. Es ist die Aufgabe jedes einzelnen Muslims der hier lebt, den Islam zu leben, denn amtliche Organisationen kümmern sich derzeit eher um das Gegenteil, weil sie Nichtmuslime gegenüber Muslimen vertreten müssen wenn ihr Geldfluss nicht versiegen soll. Muslime zahlen hier aber Steuern und haben individuell allein deshalb ein Recht auf eigene Friedhöfe. 

 

Es ist ein Ziel, dass jeder Muslim in der Ortschaft in welcher er lebt, ein Anrecht auf einen eigenen Islamischen Friedhof haben sollte, auch wenn es sich nur um ein einzelnes Grab handelt.  Das erhoffte Gebet am Grab im Heimatort ist zweifelsohne viel wert, doch die gross e Anstrengung (Dschihaad) wirkt wohl besser im Grab. Solange die Muslime ihre Leichen verschicken lassen deklarieren sie gefühlsmässig den Islam als nationales Ausländerproblem, als ein für die Europäische Kultur nicht einbringbares Element. Das Projekt des Islamischen  Friedhofs in/bei Graz ist deshalb vor allem eine Aufforderung an eingewanderte Muslime insgesamt, sich einer gross en Verantwortung nicht ständig zu entziehen und das Verschicken ihrer Leichen neu zu überdenken.

 

Es ist Aufgabe der Muslime ein Gelände für einen Friedhof zu kaufen und sich lokal um dessen Organisation zu kümmern. Im Islam gibt es weder legalisierte Priester, noch amtlich genehmigte Seelsorger. Wer Österreich erst nach seinem Tod verlässt, der hat keine Auswanderung (hidschrah) gemacht. Es gibt gross e Gelehrte, welche das Leben im Land der Islamleugner (Daaru-l-Kufr) grundsätzlich als nicht zulässig (hharaam) betrachten; dies ist aber vor allem zu den Lebenden und nicht zu den Toten gesagt. Wer seinen Überfluss erst im Sterben verteilt und wer seine Auswanderung erst nach dem Tod beabsichtigt, der braucht sich dafür wohl keinen Lohn zu erwarten.

 

Der Islamische Friedhof in Graz (Österreich / Europa) ist also nicht nur eine Frage nach einem Stück geeigneten Landes und der Zustimmung der Behörden. Es ist kein Vorwurf, dass ein Muslim seine Leiche ins Heimatland verschickt haben möchte, womöglich täte ich es auch, doch sollten diejenigen die es beabsichtigen, sich nicht als österreichische /europäische Muslime ausgeben, ganz ungeachtet ihrer Qualitäten. Der Gesandte Allahs, Muhammad (möge der Friede und Segen Allahs auf ihm sein) blieb nach seiner Auswanderung (hidschrah) in Medinah. Wenn also jemand von seinem Heimatland nach Österreich ausgewandert ist, so sollte er sich auch hier begraben lassen und durch seine bewusste Anwesenheit Islam in Europa stärken. Wo sind die Märtyrer, (schuhadaa) (möge Allahs Wohlgefallen mit ihnen sein) begraben, welche in Daaru-l-kufaar gefallen sind? ".....sagt nicht, dass diejenigen welche auf dem Wege Allahs gefallen sind, tot sind..."(Qur'aan

 

Der letzte Gesandte Allahs, Muhammad (der Friede und Segen Allahs seien auf ihm) sagte: "Wirklich, die Taten sind nach ihren Absichten zu beurteilen und für jeden ist das auf Lager was sein Ziel war. Wessen Auswanderung (hidschrah) für Allah und seinen Gesandten ist, dessen Auswanderung ist für Allah und seinen Gesandten, und wessen Auswanderung für weltliche Ziele ist, für eine Frau die er heiraten möchte, dessen Auswanderung ist dafür, wofür er ausgewandert ist."

 

Und nur mit Allah ist der Erfolg.

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