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Des Menschen Räumen ist Kunst.

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Alles was der Mensch von Geburt bis zu seinem Tod absichtlich räumt, das ist seine Kunst, doch im engeren Sinn der europäischen Kunstgeschichte, wird nur dann von Kunst gesprochen, wenn der Informationswert einer Räumung den Wert des Geräumten übersteigt oder ihm zumindest ebenbürtig scheint. Wenn etwa eine gelesene Information mehr wert ist wie die aus dem Tintenfass auf das Papier geräumte Tinte, doch das stimmt eben nicht immer, denn im Räumen steckt die Absicht und diese ist der Wert der Kunst. Meist wird aber nicht das Räumen (Handeln) als das Kunstwerk betrachtet, sondern vielmehr die geräumten Objekte. So das Äußere nie getrennt vom Inneren sein kann, ist das Räumen oft ein Gleichnis oder ein alchemistischer Vorwand für Mitteilungen über Belange der Seele - sei es nun Wahrheit oder Lüge - welche eben anders nicht mitgeteilt werden können, dürfen oder verstanden werden können.

Ein Maler malt etwa die berühmte Ermordung oder Lebensrettung ohne dabei Gefahr zu laufen dafür bestraft zu werden, doch sobald er den Mord als "Kunstperformance "räumt", wird er dafür bestraft oder als verrückt erklärt; nicht nur die Einschränkung wird deutlich, sondern vor allem die Verantwortungen im Räumen bzw. Handeln und es stellt sich die Frage, an was orientiert der Räumende seine Absichtsentwicklungen, wenn er sich der echten Lebensqualität annähern will.

"In der radikalen Moderne wurde alles, was bisher gemalt, also nur repräsentiert war, durch die Realität und durch reale Dinge ersetzt – so die These einer Sammlungsausstellung. ... Auf die Verbannung der Gegenstandswelt durch die abstrakte Malerei antwortete Marcel Duchamp mit der Einführung der Gegenstände bzw. Ready Mades in die Kunst. Später traten Aktion oder Performance an die Stelle der Bilder des menschlichen Körpers, statt gemalter Landschaft gab es die Land Art, statt gemalter Stillleben Assemblagen und Installationen." (Moderne: Selbstmord der Kunst? Neuen Galerie Graz 1432 / 2011) Diese Aussage zeigt, wie sich in der prä-islamischen Wahrnehmung, bzw. im Kontext der europäischen Kunstgeschichte, die versteckte Suche nach echter Lebensqualität, selbst beschreibt.

 

Kunst ist, bzw. sollte als sakrales Transportunternehmen, welches Angelegenheiten der Seele und der Gesellschaft in die Verdeutlichung zu führen versucht, verstanden werden, doch das bedarf der Orientierungslinie, andernfalls es sich um das demokratisches Theater handelt. So wie Kulturen nur im Kontext von Religionen existieren, kann Kunst nur im Kontext einer Kultur existieren, denn Religion ist Software, Kultur aber Hardware und Kunst verantwortliches Räumen. Es gibt keinen Freiraum der Kunst heißt, auch wenn dies in der präislamischen Kunst so betrachtet wird. Im Grunde wird mit der Freiraumtheorie der wirkliche Wert der Kunst lächerlich gemacht, denn dadurch wird etwa das Lügen usf. legitimiert.

 

In der global Vernetzung von Informationen ist die differenzierte Verwendung von Begriffen wie Religion, Kultur und Kunst immer seltener geworden.  Je mehr sich aber eine Kunst im bewussten Einklang mit der Quelle der Existenz befindet, desto sakraler wird ihre Bedeutung und der Lebensqualität Suchende wird  zu sakrale Zusammenhänge geführt, doch liegt darin auch die Gefahr, welche besonders durch die Nachahmung der beseelten Schöpfung hervorgerufen wird. Das ist der Götzendienst und es ist dabei belanglos, ob sich dieser verborgene Prozess der Naturverehrung in einem Museum oder in einem Tempel ereignet. Prä-Islamische Kunst entsteht durch Ungläubige, -  Islamische durch Gläubige und Post-Islamische durch diejenigen welche Religion als Kultur betrachten. Die präIslamische Kunst entwickelte sich zur Suche nach echter Lebensqualität, während die dabei abfallenden Signalen der Suchenden zu Kunstobjekten wurden obwohl ihr Kunstwerk nicht das Objekt ist, sondern im ständigen Prozess ihrer Absichtsentwicklungen verborgen ist; also es nicht die Performance welche das Bild abgelöst hat, sondern die Performance ist nur eine neue Verschleierung des eigentlichen Werks. Diese Einsicht aber, bzw. auch nur die Ahnung von einer Einsichtsmöglichkeit, existiert nur in einem sehr, sehr kleinen Kreis unter den Anhänger der demokratischen Religion und ich erkläre dies, da ich selbst diesem Kreis angehörte, aber erst als Muslim tiefer Einsicht erlangen konnte.  Muhammad  Abu Bakr Müller


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