Ahmed - Grazer Gross
wesir Aufstieg eines
Janitscharen
Kleine Zeitung, 1. 4. 2000
Immer wieder ka men die Türken in die Steiermark, 28 Mal seit dem Anfang
des 15. Jahrhunderts. Sie raubten, hinterliess
en brennende Dörfer und nahmen
Männer und Burschen mit in die Gefangenschaft. Doch es waren auch Freiwillige
Daarunter. Es war ein seltsamer Tross von Nachzüglern auf den Fersen der Türken:
Junge Leute, Abenteurer und Raufbolde, aus der Steiermark, Kärnten und Krain.
Sie gingen unter in der Anonymität. Nur die Geschichte eines Einzigen wurde
bekannt. Fast zu abenteuerlich, um wahr zu sein. Es handelt sich um einen
Burschen von 17 Jahren. Sein Name ist nicht bekannt, später nannte er sich
Ahmed. Ob der Grazer Jüngling den Türken freiwillig folgte oder gefangen
genommen wurde, verschweigt die Historie. (Die Türken waren schlau: Sie erklärten,
jeder, der mit ihnen käme, wäre straffrei, wenn er sich zum Islam bekenne,
zudem wäre ihm ein Aufstieg sicher.) Nun zu Ahmed: Er muss ein Teufelskerl
gewesen sein. Bereits mit 23 Jahren war er Befehlshaber der Janitscharen,
einer Elitetruppe. Ahmeds Laufbahn war damit noch nicht zu Ende. Er stieg
weiter auf zum Oberstatthalter von Rumelien, (es waren dies nahezu die
gesamten europäischen Eroberungen bis zur Save herauf). Bald darauf wurde er
Wesir, der unmittelbare Vertreter des Sultans. Zuvor hatte er mit
"seinen" Türken Stuhlweiss
enburg erobert. Wäre er nicht der ideale
Schwiegersohn? Dieser Meinung war seine künftige Schwiegermutter Mrihmah, die
vierte Frau des Sultans, schon lange. Sie fädelte bei ihrem Gemahl ein, dass
unser Grazer Ahmed der geeignete Mann ihrer Tochter sei. Der Sultan war damit
einverstanden. Nächste schicksalhafte Verflechtung: Im Jahre 1566 durfte
Ahmed zur Linken des sterbenden Sultans stehen. (Die linke Seite ist bei den Türken
jene mit Vorzug.) Ahmed, jetzt 4. Wesir des Osmanischen Reiches, war auch mit
dem neuen Sultan gut Freund. Plötzlich starb der Grosswesir. Seine beiden
Nachfolger stritten um die Macht. Aber wenn zwei sich streiten, freut sich der
Dritte. Und dieser war Ahmed. Aber nicht einmal zwei Jahre war er höchster Würdenträger
des Reiches. Im Jahre 1580 starb er, 62 Jahre alt. Unterlagen: "Ein türkisch-deutsches
Kulturbild aus dem 16. Jahrhundert von Karl von Peez", 1916.
Kleine Zeitung, 1. 4. 2000
Nachbemerkung:
Abgesehen von der sehr erfreulichen Nachricht für Muslime, ist die Tendenz
der Berichterstattung bemerkenswert bzw. typisch: Der Autor ist offensichtlich
verhindert zu denken, dass bereits im 16. Jahrhundert ein Grazer den Islam als
die wahre Religion Adams, Abrahams und Jesu (Friede sei auf ihnen allen)
erkannte, diese Annahm und ihr folgte; kurz die Türken mit dem Islam ihm
lieber waren wie die Grazer mit ihrem römischen Kult. Es kann sich bei Ahmad
nur um eine intelligente Person gehandelt haben, denn sonst wäre seine
politische Laufbahn wohl unmöglich gewesen:
......>Junge Leute,
Abenteurer und Raufbolde<.... dass sich ein Grazer aus
Überzeugung zum Islam bekannt haben könnte, schliess
t der Autor aus
..........>Er muss ein
Teufelskerl gewesen sein< .......wie wird diese Äuss
erung
in Zusammenhang mit dem Islam gebracht ? der Eindruck drängt sich mir auf,
dass die heutigen Journalisten noch immer wie im 16. Jahrhundert denken.
......>usw<....
abgesehen von den psychologischen Aspekten dieses Zeitungsberichtes wäre eine
Quellenuntersuchung des geschichtlichen Materials interessant.
Muhammad Abu Bakr Mueller
16.August 2000
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