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MA LA BUDDA MINHU 

"An dem woran man nicht vorbeikommt"    Handbuch der Rechtslehre nach Imaam Abu Hanifa  von  Qadhi Thanaa Ullah

 
   

3.7

WIE ßalaah ZU VERRICHTEN IST 

 

 

In Übereinstimmg mit der Sunnah (Gepflogenheit des Gesandten) wird ßalaah wie folgt verrichtet:

 

Nach dem Ruf des adhaan und wenn der Muezzin (Gebetsrufer) in iqaamah zu den Worten "Hayya 'alas-ßalaah" kommt, erhebt sich der Imaam (und mit ihm die Muqtadis). Wenn der Muezzin die Worte "Qad Qaamat is ßalaah" ruft macht der Imaam takbiirahah und (zur gleichen Zeit oder etwas davor) sein niyyah und hebt seine Hände (mindestens) bis zu den Ohr(läppch)en. Die Meinung des Imaam Abu Yusuf und die fatwaa der Gelehrten der Hanafii Schule ist, dass der Imaam nicht takbiirahah machen sollte, bevor der Muezzin iqaamah beendet hat.  

 

Nach dem takbiirahah des Imaam sagt der Muqtadi (für sich selbst) takbiirahah und behält seine Hände, die rechte über die linke gelegt, knapp unter dem Nabel. Dies ist die Meinung des Imaam Abu Hanifa.  

 

Die Hände einer Frau sollten bei takbiirahah nur bis zu den Schultern gehoben werden. Anschließend sollte sie ihre Hände über der Brust falten.  

 

Danach rezitieren der Imaam, Munfarid (der ßalaah für sich allein verrichtet) und Muqtadi schweigend: "subhaanak Allah humma wa bi hamdika wa tabaarakas muka wa taala jadduka wa laa ilaaha ghairuka" (wenn der Muqtadi zu spät in die dschmaa'ah kommt, braucht er dies nicht zu sprechen, wenn der Imaam laut rezitiert).  

 

Danach rezitieren der Imaam und der Munfarid (nicht der Muqtadi) schweigend: "aûdhu bi-llahi min ash schaitani-r-rajim" und "bismillah". Der Masbuuq, nachdem der Imaam ßalaah beendet hat, wenn er in qasaa steht (und nachholt, was immer er an rak'ah versäumt hat), sagt ebenfalls "aûdhu" und "bismillah".  

 

Danach rezitieren der Imaam und der Munfarid surah faatiha, und danach wird laut "amiin" gesagt.

 

Der Imaam und der Munfarid rezitieren als nächstes eine surah (oder entsprechende ayahs, wie oben erklärt).  

 

Sunnah (betreffend der Rezitation in ßalaah) ist es unter normalen Umständen (nicht während einer Reise oder in Angst vor einem feindlichen Angriff), in fadschr und tdhuhr ßalaah aus den "tiwaal mufassal" oder einer der surahs von der surah hudschraat bis surah Buruj; in 'asr und 'Ischaa' ßalaah aus den "ausaat mufassal" oder aus einer der surahs von surah buruj bis surah bayyina und in ßalaah ul maghrib von den "qissar mufassal" oder aus einer der surahs von surah bayyina bis zum Ende des Qur'aan zu rezitieren.  

 

Trotzdem ist es nicht Sunnah, diese Regel ohne Ausnahme zu befolgen, denn Rasuulullah, der Friede und Segen Allah’s sei auf ihm, pflegte manchmal die letzten beiden surahs in fadschr ßalaah zu rezitieren und surah najm und surah murßalaah in maghrib ßalaah.  

 

Sollten sowohl der Imaam als auch die Muqtadis bereit und willig sein, für längere Zeit zu stehen, dann kann der Imaam in Länge aus dem Qur'aan rezitieren. Der Kalif Abu Bakr Siddiq (möge Allah Wohlgefallen an ihm haben) war dafür bekannt, die surah baqarah in einem rak'ah des fadschr ßalaah zu rezitieren. Rasuulullah, der Friede und Segen Allah’s sei auf ihm, rezitierte die surah a'araaf in zwei rak'ah des maghrib ßalaah. Der Kalif Uthman (möge Allah Wohlgefallen an ihm haben) rezitierte des öfteren die surah Yusuf in fadschr ßalaah.  

 

Auf jeden Fall ist es verpflichtend, die Verhältnisse der Muqtadis in Betracht zu ziehen. Als der Sahaabah Muaz ibn Jabal (möge Allah Wohlgefallen an ihm haben) die surah baqarah in 'Ischaa' ßalaah rezitierte, beschwerte sich einer der Muqtadis darüber bei Rasuulullah, Friede und Segen Allah ’s sei auf ihm. Darauf liess Rasuulullah (Friede und Segen Allah’s ruhen ewiglich auf ihm) Muaz zu sich rufen und sagte: "Muaz, was bist du? Ein Unruhestifter? Rezitiere etwas wie "sabbihism" (surah A'ala) oder "wa schams" (surah schams, beide von den ausaat mufassal)." Bei dieser Sache gilt es immer auf die Wünsche der Muqtadis achtzugeben.  

 

Rasuulullah, der Friede und Segen Allah’s sei auf ihm, pflegte des öfteren die surah Alif Lam Mim, sadschdah und die surah dahr in dschum'ah bei fadschr ßalaah zu rezitieren.  

 

Der Muqtadi hat (während ßalaah) schweigend seine Aufmerksamkeit den Rezitationen des Imaams zu widmen.  

 

In nafl ßalaah ist es Sunnah, (schweigend) du'aa' zu halten, wenn Verse mit subtileren Dingen vorgetragen werden, und istighfaar (um Vergebung von Allah zu erbitten), wenn grundlegende Dinge erwähnt werden. Bei der Erwähnung von dschahannam (Hölle) sollte man um Zuflucht bitten, und wenn dschannah (Paradiesgarten) erwähnt wird, sollte man um Aufnahme bitten.  

 

Gemäss Imaam Abu Hanifa ist es nicht Sunnah, bei takbiirahah, wenn man sich von der stehenden Stellung in rukuu'' begibt, beide Hände zu heben. Es gibt jedoch viele Imaame, welche dies für Sunnah halten (das eindeutige Gewicht aus hadiith liegt jedoch beim einmaligen Heben der Hände am Beginn von ßalaah).  

 

In rukuu'' sollten beide Hände mit gespreizten Fingern die Knie umfassen. Der Kopf und der Rücken sollten in gerader Linie mit dem Gesäss sein.  

 

Die Zeitspanne, welche man in rukuu'' zubringt, sollte der Zeit angemessen (nicht unbedingt gleich lang) sein, welche man in qiaam verbracht hat.  

 

In rukuu'' sollten die Worte "Subhaana Rabbi al Azim" eine ungerade Anzahl oft wiederholt werden. Die geringste Anzahl ist nach der Sunnah drei Mal.  

 

Der Muqtadi muss dem Imaam in rukuu'' und sadschdah folgen und darf auch sonst keine Stellung in ßalaah vor dem Imaam einnehmen.  

 

Dann (nach rukuu'') hebt der Imaam den Kopf und dann der Muqtadi, und gemäss Imaam Abu Hanifa sagt der Imaam: "sam'I Allahu li man hamidah", und der Muqtadi sagt (in stillem Refrain): "rabbana lak al hamd". Der Munfarid rezitiert beide Phrasen.  

 

Dann, nach erfolgtem takbiirahah, begibt man sich so in sadschdah, dass zuerst die Knie und darauf die Hände zu Boden gebracht werden. Die Nase und die Stirn sollten zwischen die Hände gesetzt werden, deren Finger auseindergespreizt in die Richtung der Qiblah weisen sollen. Die Arme sollen nicht an den Rippen anliegen, der Bauch nicht die Schenkel und die Schienbeine nicht den Boden berühren.  

 

Die Stellung der Frau in sadschdah soll so sein, dass sie sich möglichst nahe am Boden befindet, und all ihre Glieder sollen eng aneinander gebracht werden.  

 

Die in sadschdah vorgeschriebene Zeit soll der Zeit, die man in rukuu'' und qiaam verbracht hat, angemessen sein.  

 

In sadschdah sollen die Worte "Subhaana Rabbi al A'ala" eine ungerade Anzahl oft wiederholt werden. Die mindeste Anzahl gemäss der Sunnah ist drei Mal.  

 

Nach einem erneuten takbiirahah wird kurz die sitzende Stellung (dschalsah) eingenommen. In dieser Position (in nafl ßalaah) können die Worte "Allah ummagh fir li war ham ni wah dini war zuq ni warfa' ni waj bur ni" rezitiert werden. Darauf wird nach erneutem takbiirahah sadschdah wie zuvor ausgeführt.  

 

Nach erneutem takbiirahah erhebt sich der Musalli, indem er zuerst den Kopf, dann die Hände und dann die Knie hebt, und nun verrichtet er ein zweites rak'ah genauso wie das erste, außer dass thanaa ("Subhanak Allahumma...") und Ta'awwuz ("Audhu...") dabei weggelassen werden.  

 

Bei der Beendigung des zweiten rak'ah (wenn der Musalli sein zweites sadschdah beendet hat) sollte der linke Fuss (seitlich) auf den Boden gelegt werden, und den rechten lässt man aufrecht stehen (die Zehen am Boden, und die Ferse ragt aufrecht in die Höhe). Die Zehen beider Füsse sollen (in dieser sitzenden Stellung) in die Richtung der Qiblah zeigen. Die Hände sollte man auf den Schenkeln über den Knien ruhen lassen. Der Ringfinger und der kleine Finger der rechten Hand sollten aneinanderliegen (seitlich des Mittelfingers). Der Daumen sollte den Mittelfinger (an der Fingerspitze) berühren sodass der Shahaadat-Finger (Zeigefinger) freigelassen wird. Nach der Auffasung aller vier Imaame ist es Sunnah, mit diesem Finger zu zeigen, wenn man taschahud rezitiert (man hebt den Zeigefinger beim Wort "La" und lässt ihn bei den Worten "ill Allah" wieder fallen).  

 

In der ersten q'adah ist nur taschahud zu rezitieren.  

 

Nach dem takbiirahah erhebt sich der Musalli zu einem dritten rak'ah. An dieser Stelle ist es gemäss einigen Imaamen, aber nicht nach den Imanen Abu Hanifa und Shafei, Sunnah, beide Hände zu heben (sobald die stehende Stellung oder qiaam wieder eingenommen wurde).  

 

Im dritten und vierten rak'ah (von farḍt ßalaah) wird nur mehr bismillah und surah faatiha schweigend rezitiert.  

 

Wenn das dritte und vierte rak'ah beendet sind, wird die Position der Schluss-q'adah eingenommen, und nachdem taschahud rezitiert wurde, Daaruud gesprochen.  

 

Danach kann jede Qur'aan oder masnuun (aus hadiith) du'aa' gesprochen werden.  

 

Die weibliche Musalli sollte in der ersten wie in der Schluss-q'adah mit dem Gesäss auf dem Boden sitzen und beide Beine so zusammenlegen, dass sie rechts vom Körper hervorragen.  

 

Der Musalli sollte (nach du'aa') zuerst nach rechts "As Salamu alaikum wa Rahmatullah" sagen und dann nach links. niyyah des Munfarid (bei ßalaahm) sollte sein, die Engel anzusprechen; niyyah des Imaam, die Engel und die Muqtadis; niyyah der Muqtadis, den Imaam, die anderen Muqtadis und die Engel anzusprechen.  

 

Jedes ßalaah sollte in Demut und mit Konzentration verrichtet werden.  

 

Wenn sich der Muqtadi in der stehenden Position befindet, sollten seine Augen auf jenen Punkt gerichtet sein, an dem in sadschdah seine Stirn den Boden berührt.  

 

Nach den ßalaahms kann der Musalli ayah ul kursi (Thronvers) einmal rezitieren, "subhaan Allah" drei Mal, "al hamdu lillah" drei Mal, "Allahu akbar" drei Mal und kalimahh Tauhiid (Bekenntnis der Einheit Gottes) ein Mal (in den ahadiith sind viele solcher Formulierungen erwähnt. Wichtig ist es dabei, zu wissen, dass diese kein Teil von ßalaah und daher für eine ordentliche Verrichtung von ßalaah nicht wesentlich sind).  

 

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