'Krieg gegen den Terror' ist in Wirklichkeit ein Krieg um Ressourcen
Interview mit dem Erdölmanager Dr. Abdulhay Zalloum über die
Geschichte einer Ressource, die das 20.
Jahrhundert bestimmt hat.
Quelle des Textes:
Islamische-zeitung.de
26.02.2008
"Krieg gegen den Terror' ist in
Wirklichkeit ein Krieg um Ressourcen"
(iz). Das Erdöl und der Nahe Osten - beinahe keine Woche vergeht,
ohne dass es eine umfassende
Analyse in einem internationalen Wochenmedium oder Fachmagazin gibt.
Zumeist werden Texte entweder von interessierten Dritten verfasst
oder aber von „Experten“, die das Geschäft nur selten aus nächster
Nähe beobachten konnten. Aus diesem Grund befragten wir Dr. Abdulhay
Y. Zalloum, der nicht nur selbst als Manager seit Jahrzehnten im
Erdölgeschäft tätig ist, sondern sich auch mit Veröffentlichungen
einen Namen gemacht hat. Dr. Zalloum wurde 1936 in Palästina (damals
unter britischer Kontrolle) geboren und beendete seine elementare
und sekundäre Schulbildung in Jerusalem. 1954 verliess er 18-jährig
seine Heimat, um in den USA ein Studium zu beginnen. Dieses,
Erdöl-Ingenieurswesen, Betriebswirtschaft und weiterführendes
Management, absolvierte er an US-Universitäten wie beispielsweise
Harvard. Dr. Zalloum arbeitet seit beinahe 50 Jahren im
Erdölgeschäft in den USA, Europa, dem Nahen Osten und Afrika und war
Berater für die Nationale Erdölgesellschaft Chinas. Zalloum selbst
und später seine Beratungsfirma nahmen an der organisatorischen
Entwicklung mehrerer nationaler Erdölfirmen von
OPEC-Mitgliedsstaaten teil. Jüngst veröffentlichte er das
wegweisende Buch „Oil Crusades: America Through Arab Eyes“.1
Islamische Zeitung: Was war Ihre
Motivation, „Oil Crusades“ zu schreiben?
Dr. Abdulhay Y. Zalloum: Wir sollten nicht
vergessen, dass ich meine Heimat - Palästina - verloren habe, deren
Aufteilung innerhalb des britischen Imperiums beschlossen wurde. Ich
habe mich immer für die Beziehung zwischen Finanztechnik und der
Errichtung von Weltreichen interessiert. Der Unterschied zwischen
Anspruch und Wirklichkeit traf mich als Jugendlicher in den USA
unerwartet, als ich erkennen musste, dass es Schwarzen damals
verboten war, sich an einer amerikanischen Staatsuniversität („nur
für weiss
e“) einzuschreiben. Schilder mit der Aufschrift „Keine
Neger“ waren allgemein üblich an öffentlichen Plätzen wie
Parkanlagen, Restaurants, aber auch in öffentlichen Toiletten und
Kirchen. Die Schwarzen durften in den Bussen nur hinten sitzen. Das
wirkliche Amerika war nicht das, von dem wir in unseren Lehrbüchern
lesen konnten. Der aktuelle Anlass für mich, das Buch zu schreiben,
bestand in dem Wunsch, die Motivation für die US-amerikanische
Invasion des Irak zu erklären sowie deren unilaterale Politik und
der Bush-Doktrin von der präventiven Kriegsführung. Ich wollte
aufzeigen, dass es sich hier nicht um die Person des jeweiligen
US-Präsidenten handelt. Es ist ein System, welches die USA in ihrer
kurzen Geschichte in unzählige Kriege geführt hat.
Islamische Zeitung: Können Sie die
wichtigsten Punkte in Stichpunkten zusammenfassen?
Dr. Abdulhay Y. Zalloum: Meine wichtigsten
Punkte sind: Der so genannte „Krieg gegen den Terror“ ist in
Wirklichkeit ein Krieg um Ressourcen, mit Erdöl an der führenden
Spitze. Nachfrage und Angebot von Erdöl sind jetzt an einem
kritischen Punkt in der Geschichte angelangt, da die Nachfrage in
Kürze das vorhandene Angebot übersteigen wird. Dies wird den Anfang
vom Ende des Erdölzeitalters markieren. Die USA verfügen bald
praktisch über keinerlei Erdöl mehr. Bush sagte im Juni 2001: „Wir
müssen deutlich sagen: Amerika verliert seine Energieressourcen.“
Aus diesem Grund fand der Einmarsch in den Irak statt. Die
irakischen Reserven übersteigen zum jetzigen Zeitpunkt die totalen
Reserven der USA, Kanadas, Westeuropas und Gesamtasiens, inklusive
Chinas - mit Ausnahme der muslimischen Staaten und Russlands. Die
nicht entwickelten irakischen Felder beinhalten sogar mehr als die
gegenwärtigen Vorkommen. Von den militärischen Stützpunkten im Irak
können die USA 70 Prozent der weltweiten Erdölreserven
kontrollieren. Das Verlangen der USA, das internationale Erdöl zu
kontrollieren, besteht nicht nur in der Sicherung ihrer
Energieversorgung und der Gewährung von Vorzugsbedingungen, sondern
auch im Gebrauch des Erdöls als Machthebel, um ihre imperiale
Hegemonie auf die Welt, insbesondere Indien und China, zu
projizieren. Der ungehemmte Kapitalismus ist getrieben vom
Wachstum. Über dieses Wachstum ohne Ethik schrieb der MIT-Professor
Lester C. Thurow: „Im strengsten Ausdruck des kapitalistischen Ethos
ist Verbrechen nur eine weitere ökonomische Aktivität, die einen
hohen Preis haben kann (Gefängnis), wenn man erwischt wird. Es gibt
nichts, was man nicht tun dürfte.“ Dieses System ohne Ethik
entwickelte sich von einer lokalen Ebene bis zum nationalen Massstab.
Heute, durch die Globalisierung, ist die gesamte Welt zum „Freiwild“
geworden. Die USA haben ihre politischen, wirtschaftlichen und
militärischen Ziele jenseits ihrer Möglichkeiten ausgedehnt. Selbst,
wenn sie noch enorme Möglichkeiten haben, ist daher ein
Zusammenbruch wie jener der Sowjetunion sehr wahrscheinlich.
Islamische Zeitung: Können wir davon
ausgehen, dass die Geschichte des 20. Jahrhundert auch zu einem
gross
en Teil eine Geschichte des Erdöls ist?
Dr. Abdulhay Y. Zalloum: Ja, die moderne
Erdölproduktion begann 1859 und in den ersten beiden Jahrzehnten
wurde Erdöl vorrangig zur Lichterzeugung in Kerosinlampen verwendet.
Es wurde in den 1880er Jahren zu einem strategisch wichtigen Gut,
als die britische Admiralität erkannte, dass Erdöl Kohle als
Treibstoff für ihre Kriegsflotte ersetzen könnte. So wurde es zu
einem Eckpfeiler für Imperien. Im letzten Viertel des 19.
Jahrhunderts befeuerte das Erdöl die industrielle Revolution und
bewirkte gröss
eres Wachstum mit weniger Arbeitskräften. Die
Erdölenergie verringerte die Abhängigkeit von menschlicher Energie.
Sie veränderte die soziale Struktur der Vereinigten Staaten. Zu
Beginn des 20. Jahrhunderts machten Bauern 50 Prozent der
Bevölkerung aus. Heute sind es weniger als zwei Prozent... Erdöl
wurde zum Rückgrat der modernen kapitalistischen Gesellschaft. Man
braucht heute in den USA 10 Kalorien an fossilen Brennstoffen, um
eine Kalorie Lebensmittel zu erzeugen. Das Erdöl ermächtigte den
militärisch-industriellen Komplex in den USA und treibt das
kapitalistische Wachstum an.
Islamische Zeitung: Wie wird diese
überragende Bedeutung des Erdöls in politische und militärische
Entscheidungen „übersetzt“?
Dr. Abdulhay Y. Zalloum: Wie gesagt, Erdöl
ist ein strategischer Pfeiler für Imperien, da es Industrien,
Wirtschaften und Militär antreibt. Imperien streben die Kontrolle
von Erdölressourcen an, um ihre Bedürfnisse zu sichern, aber auch,
um ihre imperiale Macht auf andere projizieren zu können. Sowohl, um
das Wachstum der anderen kontrollieren zu können, als auch, um bei
einem Mangel zu entscheiden, wer wie viel und zu welchem Preis
erhält. Direkt nach dem 2. Weltkrieg entschieden sich die USA, Japan
am Wiederaufbau seiner industriellen Infrastruktur zu behindern. Als
die Kommunisten später die Kontrolle in China übernahmen, brauchten
die USA eine logistische Versorgungsbasis, und nur Japan erfüllte
die Voraussetzungen. George Kennan vom US-Aussenministerium
argumentierte damals, dass Japan alle Industrien und Fabriken in der
Welt haben könne, solange die USA die Ventile kontrollierten, die
das Erdöl für diese Fabriken fliess
en lassen. Dies ist einer der
Gründe für die US-Besatzung des Irak: Sicherstellung der billigen
Erdölversorgung und Ausübung von Herrschaft - insbesondere über
Japan, China und Indien. Wenn diese Staaten aufhören würden, ihre
überschüssigen Dollars zur Finanzierung der amerikanischen Schulden
zu geben, würden ihre Erdöllieferungen versiegen und ihre Industrien
beginnen zu verrotten.
Islamische Zeitung: Was ist die Rolle
lokaler Regierungen in dieser Verteilung von Reichtum und Macht?
Dr. Abdulhay Y. Zalloum: Wenn wir die
OPEC-Staaten betrachten, so standen sie beinahe alle unter
ausländischer Herrschaft während der Ära des britischen Weltreiches
vor dem Zweiten Weltkrieg. Als die globalen Finanzinstitutionen auf
die USA als Führungsmacht umsattelten, verlor Grossbritannien daher
alle Voraussetzungen für eine imperiale Macht. Die Ära der Pax
Americana basierte auf den ausgeklügelten Nachkriegsinstitutionen
der Finanzwelt - Internationaler Währungsfond und Weltbank - und den
politischen Einrichtungen der Vereinten Nationen. Dies war eine neue
Form des Imperialismus, in welchem den Nationen eine scheinbare
Unabhängigkeit zugestanden wurde. Stellvertreter für Herrschaft
wurden eingesetzt, die in diesem Modell erzogen, ausgebildet und von
diesem unterhalten wurden, um diese neuen unabhängigen Staaten zu
regieren. In jedem dieser Staaten wurde eine einprozentige
Oberschicht installiert, deren Loyalitäten nicht nationaler Natur
waren und welche die Werte und Interessen der imperialen Mächte und
multinationalen Konzerne teilten und sie über die ihrer eigenen
Bevölkerungen stellten. Und so haben die meisten erdölerzeugenden
Länder, mit Ausnahme einiger Kleinstaaten, eine hohe Armutsrate,
Arbeitslosigkeit und einen geringen Lebensstandard. Überschüssige
Erdöleinnahmen werden an wenige verschleudert und der Grossteil der
Petrodollars wird im Westen recycelt, wo damit altmodische Waffen
gekauft werden. Ein anderer Teil dient dem Ankauf von
US-Schatzbriefen, und hilft so der US-amerikanischen Wirtschaft.
Selbst die USA, die bisherige Bastion des Kapitalismus, leidet
schwer an der ungleichwertigen Verteilung von Reichtum, in der ein
Prozent der Bevölkerung mehr besitzt als 80 Prozent aller
Amerikaner. Offiziell werden 40 Millionen US-Bürger als arm
eingestuft - im reichsten Land der Welt. Warum sollten die
Peripherie und Satellitenstaaten anders sein?
Islamische Zeitung: Sie betonten ein
Schlüsselelement, welches bisher in der Debatte weitestgehend
ignoriert wurde: die Trennung der natürlichen Reichtümer von den
Bevölkerungen durch die Schaffung von künstlichen Nationen ohne
historische Vorbilder...
Dr. Abdulhay Y. Zalloum: Bis zum Ende des
1. Weltkriegs waren alle muslimischen Länder des Nahen Ostens und
Nordafrikas unter einer Autorität vereint: dem muslimischen
Osmanischen Reich. Das gröss
ere Syrien bestand aus den heutigen
Staaten Syrien, Libanon, Jordanien und Palästina (und Israel). Es
gab keinen Irak, sondern Mesopotamien, und Kuwait war Teil der
Provinz Basra etc. Durch Geheimverträge teilten Grossbritannien und
Frankreich diese Gebiete nach der osmanischen Niederlage im 1.
Weltkrieg unter sich auf. Diese Trennung fand auf geologischer (Öl)
und geopolitischer Grundlage statt. Der Westen erschuf Staaten,
die niemals als unabhängige Einheiten existiert hatten, mit
geringer Bevölkerung, aber mit heute hohen Petrodollarüberschüssen,
die durch die internationalen Finanzinstitutionen in die westlichen
Volkswirtschaften umgeleitet wurden. Und wir haben auf der anderen
Seite dicht besiedelte arabische Staaten mit nur mageren
Bodenschätzen. Die Ministaaten verlassen sich für den Schutz auf den
Westen, da sie über keine eigene Macht verfügen. Die gross
en Staaten,
ohne Ressourcen, tragen eine permanente finanzielle Schuldenlast
und übergeben so nicht nur ihre Volkswirtschaften, sondern die
gesamten Länder - durch Kredite, IWF-Bedingungen und Vertragspakete.
Islamische Zeitung: Im Kapitel „Black Gold
and the Dollar“ (Schwarzes Gold und der Dollar) sprechen sie über
einen anderen vernachlässigten Punkt: das Wesen von Währungen in
unserer Zeit im Verhältnis zu wirklichem Reichtum, namentlich
Gold...
Dr. Abdulhay Y. Zalloum: Der Vertrag von
Bretton Woods, der nach dem 2. Weltkrieg beschlossen wurde, war Teil
eines Pakets zur Umgestaltung der weltweiten Finanzstruktur. Ein
festes Austauschsystem wurde geschaffen, in dem alle Währungen eine
feste Tauschrate gegen den Dollar hatten und der Wert des Dollars
als 35 Dollar gegen eine Unze Gold bestimmt wurde. So wurde der
Dollar zur weltweiten Reservewährung - so gut wie Gold! Da die
Vereinigten Staaten mehr Geld druckten, als es die Goldvorräte
erlaubten, kündigten sie 1971 einseitig den Vertrag von Bretton
Woods. Daraus ergab sich ein System, das den Weg für eine
Verstärkung des Finanzkapitalismus eröffnete und das die produktive
Realökonomie immer mehr überlagerte. Indem die Welt gezwungen
wurde, Erdöl ausschliess
lich gegen Dollar zu kaufen (mit Hilfe von
Regierungen in der OPEC), schuf dies eine Nachfrage nach Dollars.
Und so begannen die USA mit dem Druck von hohen Geldmengen ohne
Golddeckung, wobei sie nur das Papier und die Druckkosten bezahlen
mussten. Eine 100-Dollarschein, der die Notenbank weniger als fünf
Cent kostete, ist im Rest der Welt ein wirklicher 100-Dollarschein.
Bei 87 Millionen Fässern täglichem Erdölverbrauch und einem Preis
von 100 Dollar kann die US-Notenbank täglich 8.700.000.000 Dollars
ohne Golddeckung oder Zahlungsgarantie drucken. Die Nachfrage nach
diesem Papiergeld wurde den Nationen aufgezwungen, indem der Dollar
zur verpflichtenden Währung für ihre Geschäftsabwicklungen auf dem
Ölmarkt gemacht wurde.
Islamische Zeitung: Heute ist das globale
wirtschaftliche und finanzielle System offensichtlich in einem
konstanten Krisenzustand. Was bedeutet es, dass gross
e staatliche
Fonds aus dem Nahen Osten zur Rettung westlicher multinationaler
Finanzfirmen kamen?
Dr. Abdulhay Y. Zalloum: Wir müssen die so
genannte „Globalisierung“ verstehen, um diese Frage beantworten zu
können. Wie eingangs erwähnt, basiert Kapitalismus auf Wachstum von
lokalen Ebene bis heute zur globalen - nicht selten durch inneren
Terror und auswärtige Kriege. Amerikas wirtschaftliche
Vorherrschaft, die für 50 Prozent der industriellen Produktion nach
dem 2. Weltkrieg verantwortlich war, ist abgebröckelt. Das Überleben
der USA hängt heute vom Zufluss von drei Milliarden US-Dollar
täglich an Fremdwährungen ab, um ihre Schulden und Kriege zu
finanzieren. Das Haushaltsdefizit von 2005 näherte sich einem Rekord
von 800 Milliarden US-Dollar. Um diesen Mangel an wirtschaftlicher
Macht auszugleichen, muss sich das amerikanische Imperium in
zunehmendem Masse seiner militärischen Muskeln bedienen. Nach Ansicht
von Thomas P.M. Barnet, einem führenden Strategieexperten und
Professor an der US-Marinehochschule „sollten die USA erwarten,
dass sie den Hauptanteil der Sicherheitsmassnahmen übernehmen müssen,
um den Fortschritt der Globalisierung gewährleisten, von der sie
ungleich mehr profitieren ... Wie unser anhaltend gross
es
Handelsdefizit deutlich macht, leben wir über unsere
wirtschaftlichen Verhältnisse. Im Wesentlichen verlassen wir uns auf
den Rest der Welt, unsere Staatsschulden zu finanzieren... Es gibt
nicht viel, über das wir uns beklagen könnten. Eigentlich tauschen
wir Papierstücke gegen werthaltige Güter.“2 Damit Globalisierung
funktionieren kann, muss die Welt mit universellen Werten agieren.
Das Problem ist, dass diese Werte sich aus dem Evangelium der
Wallstreet ableiten, nicht aus dem Evangelium Gottes. In Barnets
neuem Buch (2004) mit dem Titel „The Pentagon’s New Map“ schrieb er:
„Die Arbeitsgruppe, die Schwergewichte von der Wallstreet, führende
nationale Sicherheitsvertreter und führende Vertreter von Thinktanks
zusammenbrachte ... unser gemeinsames Unternehmen wurde das ‘Projekt
der Neuen Regeln’ genannt.“ Muslime sind durch den Islam angehalten,
die Evangelien des Judentums und Christentums anzuerkennen, aber
nicht die der Wallstreet. Amerika führt seine Kreuzzüge nicht,
damit Muslime das Christentum annehmen, sondern um sie zu den
„Neuen Regeln“ zu zwingen, sodass sie ihr Öl gegen Papier verkaufen
und so weiterhin die US-amerikanischen Staatsschulden finanzieren.
Islamische Zeitung: Es häufen sich die
Stimmen von einem wachsenden wirtschaftlichen und finanziellen
Einfluss der ölreichen Volkswirtschaften am Golf. Hat dieser
angenommene Trend eine tatsächliche Folge, wenn er sich im gleichen
globalen Rahmen bewegt?
Dr. Abdulhay Y. Zalloum: Wie die Frage
andeutet, bewegen sich die Erdölproduzenten im Nahen Osten alle
innerhalb der finanziellen und wirtschaftlichen - und wenn ich
hinzufügen darf, politischen - Kräfte der imperialen Weltordnung.
Ihre Herrscher und Eliten haben keine Möglichkeiten, anders zu
handeln, da ihre Interessen mit jener Ordnung und nicht mit ihren
Bevölkerungen verbunden sind. Diese Ordnung springt, wie sie es
erwähnt haben, von einer Krise zur nächsten. Ein Boom der
Illusionen wird gefolgt von einer tiefen und langen Rezession und
dann einer Depression. Wie einer der führenden Historiker, Eric
Hobsbawn, im „Harvard Crismon“ (20.10.2005) zitiert wurde: „Das
Amerikanische Imperium verursacht tatsächlich Unordnung, Barbarei
und Chaos, anstatt Frieden und Ordnung zu befördern.“ Hobsbawn fügte
hinzu: „... dieses Imperium wird mit Sicherheit fallen ... Werden
die USA die Lektionen des britischen Imperiums lernen, oder werden
sie versuchen, ihre abbröckelnde globale Position
aufrechtzuerhalten, indem sie sich auf ihre schwächelnde politische
und militärische Macht verlassen? Diese reicht nicht aus für den
gegenwärtigen Zweck, von dem die aktuelle amerikanische Regierung
behauptet, sie sei dafür geschaffen.“
Islamische Zeitung: Dr. Zalloum, vielen
Dank für das Interview!
1 Oil Crusades: America Through Arab Eyes, bei Plutobooks (2007),
ISBN 0745325599, zu bestellen bei amazon.de
2 Artikel von Mai 2003 |